Der Griff nach den Sternen im Zeichen der Krise. Westeuropas Einstieg in die bemannte Raumfahrt, 1972-1987

Beginn des Projektes: Januar 2022

Forschungsprojekt
Gefördert von der DFG 2022 bis 2024 (Eigene Stelle)

Mit der Beteiligung am US-amerikanischen Post-Apollo Programm vollzog die European Space Agency (ESA) Mitte der 1970e Jahre den Einstieg in die bemannte Raumfahrt. Obwohl Westeuropas Beitrag, ein wiederverwendbares und vielseitig nutzbares Labor namens Spacelab, durchaus umstritten war, wurde es insbesondere in der Bundesrepublik als „Schlüsseltechnologie“ für die Zukunft präsentiert und diskutiert. Indem das Forschungsprojekt Entwicklung, Bau und Betrieb des Spacelabs untersucht, fragt es danach, wie und warum in einer Zeit der wirtschaftlichen Krise und großer sozialpolitischer Herausforderungen ein so ressourcenaufwändiges und mit erheblichen finanziellen und technologischen Risiken einhergehendes Projekt wie das Weltraumlabor durchgesetzt und realisiert werden konnte.

Konkret geht es darum, die Entstehungsgeschichte und Nutzung des Weltraumlabors sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozesse zu ergründen, insbesondere in der Bundesrepublik, aber auch in Westeuropa und den Vereinigten Staaten. Auf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten ausgelegt, illustriert das Spacelab in besonderer Weise, dass Raumfahrttechnologie als Projektionsfläche verschiedener und durchaus divergierender politischer und wissenschaftlicher Kalküle fungierte. Während man sich in Westeuropa vom Einstieg in die bemannte Raumfahrt eine Stärkung der eigenen ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit und auch neue Impulse im Hinblick auf den europäischen Integrationsprozess erhoffte, gewann das Weltraumlabor im Zuge der US-amerikanischen Strategic Defense Initiative seit Beginn der 1980er Jahre nicht nur in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht an Bedeutung, sondern auch in militärischer.

Das Forschungsprojekt verknüpft somit verschiedene, häufig unverbundene Forschungsfelder: die Geschichte der Raumfahrt und die Verwandlung des Weltraums von einem utopischen Sehnsuchtsort zu einer Zone des Konflikts und der Konfrontation, die Bedeutung technologischer Großprojekte zur Bewältigung politischer und ökonomischer Krisen sowie die Geschichte der europäischen Integration und der transatlantischen Allianz im Zeichen einer sich erneut verschärfenden Blockkonfrontation. Das Spacelab markiert nicht nur eine bedeutsame Zäsur innerhalb der westeuropäischen Raumfahrt, indem es für den Wandel von rein wissenschaftlich zu stärker politisch ausgerichteten Zielen steht. Seine Geschichte verspricht zudem Aufschluss darüber, in welchem Maße die Bewältigung der politischen und ökonomischen Herausforderungen der Zeit an die Entwicklung und Inbetriebnahme spezifischer „Schlüsseltechnologien“ rückgebunden war und erlaubt damit zugleich, Fragen aufzugreifen, die auf die Bedeutung für die allgemeinere Geschichte der 1970er Jahre als Schlüsseljahrzehnt der Zeitgeschichte zielen.         

 

Am ZZF Potsdam ist das Projekt beim Leibniz-Forschungsverbund "Wert der Vergangenheit" angesiedelt.

Dr. Tilmann Siebeneichner

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Tel.: +49 331 2899-163
Email: siebeneichner [at] zzf-potsdam.de

Forschung

Der Griff nach den Sternen im Zeichen der Krise. Westeuropas Einstieg in die bemannte Raumfahrt, 1972-1987

Beginn des Projektes: Januar 2022

Forschungsprojekt
Gefördert von der DFG 2022 bis 2024 (Eigene Stelle)

Mit der Beteiligung am US-amerikanischen Post-Apollo Programm vollzog die European Space Agency (ESA) Mitte der 1970e Jahre den Einstieg in die bemannte Raumfahrt. Obwohl Westeuropas Beitrag, ein wiederverwendbares und vielseitig nutzbares Labor namens Spacelab, durchaus umstritten war, wurde es insbesondere in der Bundesrepublik als „Schlüsseltechnologie“ für die Zukunft präsentiert und diskutiert. Indem das Forschungsprojekt Entwicklung, Bau und Betrieb des Spacelabs untersucht, fragt es danach, wie und warum in einer Zeit der wirtschaftlichen Krise und großer sozialpolitischer Herausforderungen ein so ressourcenaufwändiges und mit erheblichen finanziellen und technologischen Risiken einhergehendes Projekt wie das Weltraumlabor durchgesetzt und realisiert werden konnte.

Konkret geht es darum, die Entstehungsgeschichte und Nutzung des Weltraumlabors sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozesse zu ergründen, insbesondere in der Bundesrepublik, aber auch in Westeuropa und den Vereinigten Staaten. Auf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten ausgelegt, illustriert das Spacelab in besonderer Weise, dass Raumfahrttechnologie als Projektionsfläche verschiedener und durchaus divergierender politischer und wissenschaftlicher Kalküle fungierte. Während man sich in Westeuropa vom Einstieg in die bemannte Raumfahrt eine Stärkung der eigenen ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit und auch neue Impulse im Hinblick auf den europäischen Integrationsprozess erhoffte, gewann das Weltraumlabor im Zuge der US-amerikanischen Strategic Defense Initiative seit Beginn der 1980er Jahre nicht nur in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht an Bedeutung, sondern auch in militärischer.

Das Forschungsprojekt verknüpft somit verschiedene, häufig unverbundene Forschungsfelder: die Geschichte der Raumfahrt und die Verwandlung des Weltraums von einem utopischen Sehnsuchtsort zu einer Zone des Konflikts und der Konfrontation, die Bedeutung technologischer Großprojekte zur Bewältigung politischer und ökonomischer Krisen sowie die Geschichte der europäischen Integration und der transatlantischen Allianz im Zeichen einer sich erneut verschärfenden Blockkonfrontation. Das Spacelab markiert nicht nur eine bedeutsame Zäsur innerhalb der westeuropäischen Raumfahrt, indem es für den Wandel von rein wissenschaftlich zu stärker politisch ausgerichteten Zielen steht. Seine Geschichte verspricht zudem Aufschluss darüber, in welchem Maße die Bewältigung der politischen und ökonomischen Herausforderungen der Zeit an die Entwicklung und Inbetriebnahme spezifischer „Schlüsseltechnologien“ rückgebunden war und erlaubt damit zugleich, Fragen aufzugreifen, die auf die Bedeutung für die allgemeinere Geschichte der 1970er Jahre als Schlüsseljahrzehnt der Zeitgeschichte zielen.         

 

Am ZZF Potsdam ist das Projekt beim Leibniz-Forschungsverbund "Wert der Vergangenheit" angesiedelt.

Dr. Tilmann Siebeneichner

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Tel.: +49 331 2899-163
Email: siebeneichner [at] zzf-potsdam.de

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