„Flexibel“ und „prekär“. Arbeits- und Zeitverhältnisse in der bundesdeutschen Zeitarbeit

Beginn des Projektes: Dezember 2021

Assoziiertes Dissertationsprojekt
im Rahmen des Graduiertenkollegs "Wandel der Arbeitswelt"

Die gewerbsmäßige Überlassung und der temporäre Einsatz von Arbeitskräften haben in der Bundesrepublik „nach dem Boom“ massiv an Bedeutung gewonnen. Seit der rechtlichen Fixierung der Zeitarbeit durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (1972) ist dem neuen Dienstleistungsmodell ein beachtliches gewerkschaftliches, mediales und wissenschaftliches Interesse zuteilgeworden. Nach Deregulierungen in den 1980er und 1990er Jahren und den Agenda-Reformen zu Beginn des 21. Jahrhunderts (v.a. „Hartz I“) ist Leih- bzw. Zeitarbeit zu einer Chiffre geworden, mit der die Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“, verbindlicher „Erwerbsbiografien“ und sozialer Sicherungen beklagt wird. Leitsemantiken der jüngeren Vergangenheit wie „Flexibilisierung“ und „Prekarität“ haben sich nicht zuletzt auch im Verhältnis zu neuen Arbeitsformen wie der Leiharbeit eingeschärft.

Zeitarbeit wird folglich als ein Prisma des Arbeitswandels nach dem Boom untersucht. Grundlegend ist dabei die Ausgangshypothese, dass die Ausweitung von Zeitarbeitsverhältnissen mit einer Transformation von Zeitlichkeit, verstanden als kulturelle Konstruktion von Zeiterfahrung, einherging. Mit dieser Tiefenbohrung am Beispiel der Zeitarbeit will das Projekt einen Beitrag zur Geschichte von Arbeit und Zeit sowie des Neoliberalismus bzw. Postfordismus seit den 1970ern Jahren leisten.

Das Projekt richtet sein Augenmerk bewusst auf die Arbeits- und Lebenswelt der beteiligten Akteur:innen. Zeitarbeiter:innen stehen damit ebenso im Fokus wie Leiharbeitsfirmen, Gewerkschaften und Unternehmen.  Wie verändern sich Arbeitsalltag, Freizeit, Gewerkschaftsarbeit, Konfliktlagen oder identitäre Zuschreibungen, wenn Zeitarbeit als neuer Handlungsmodus hinzukommt? Wie ist diese Entwicklung medial und wissenschaftlich beobachtet und begleitet worden?

Das Dissertationsprojekt wird betreut von Prof. Dr. Frank Bösch (Erstbetreuer) und Priv.-Doz. Dr. Winfried Süß (Zweitbetreuer).

Lukas Doil

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1, Büro 0.19
14467 Potsdam

E-Mail: lukas.doil [at] zzf-potsdam.de
 

Forschung

„Flexibel“ und „prekär“. Arbeits- und Zeitverhältnisse in der bundesdeutschen Zeitarbeit

Beginn des Projektes: Dezember 2021

Assoziiertes Dissertationsprojekt
im Rahmen des Graduiertenkollegs "Wandel der Arbeitswelt"

Die gewerbsmäßige Überlassung und der temporäre Einsatz von Arbeitskräften haben in der Bundesrepublik „nach dem Boom“ massiv an Bedeutung gewonnen. Seit der rechtlichen Fixierung der Zeitarbeit durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (1972) ist dem neuen Dienstleistungsmodell ein beachtliches gewerkschaftliches, mediales und wissenschaftliches Interesse zuteilgeworden. Nach Deregulierungen in den 1980er und 1990er Jahren und den Agenda-Reformen zu Beginn des 21. Jahrhunderts (v.a. „Hartz I“) ist Leih- bzw. Zeitarbeit zu einer Chiffre geworden, mit der die Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“, verbindlicher „Erwerbsbiografien“ und sozialer Sicherungen beklagt wird. Leitsemantiken der jüngeren Vergangenheit wie „Flexibilisierung“ und „Prekarität“ haben sich nicht zuletzt auch im Verhältnis zu neuen Arbeitsformen wie der Leiharbeit eingeschärft.

Zeitarbeit wird folglich als ein Prisma des Arbeitswandels nach dem Boom untersucht. Grundlegend ist dabei die Ausgangshypothese, dass die Ausweitung von Zeitarbeitsverhältnissen mit einer Transformation von Zeitlichkeit, verstanden als kulturelle Konstruktion von Zeiterfahrung, einherging. Mit dieser Tiefenbohrung am Beispiel der Zeitarbeit will das Projekt einen Beitrag zur Geschichte von Arbeit und Zeit sowie des Neoliberalismus bzw. Postfordismus seit den 1970ern Jahren leisten.

Das Projekt richtet sein Augenmerk bewusst auf die Arbeits- und Lebenswelt der beteiligten Akteur:innen. Zeitarbeiter:innen stehen damit ebenso im Fokus wie Leiharbeitsfirmen, Gewerkschaften und Unternehmen.  Wie verändern sich Arbeitsalltag, Freizeit, Gewerkschaftsarbeit, Konfliktlagen oder identitäre Zuschreibungen, wenn Zeitarbeit als neuer Handlungsmodus hinzukommt? Wie ist diese Entwicklung medial und wissenschaftlich beobachtet und begleitet worden?

Das Dissertationsprojekt wird betreut von Prof. Dr. Frank Bösch (Erstbetreuer) und Priv.-Doz. Dr. Winfried Süß (Zweitbetreuer).

Lukas Doil

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1, Büro 0.19
14467 Potsdam

E-Mail: lukas.doil [at] zzf-potsdam.de
 

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