Migration und Mobilität

Migration und Mobilität ist zu einem zentralen Thema der gesellschaftlichen Selbstverständigung geworden. Über die Frage, was ‚Migration‘ von ‚Flucht‘ und ‚Mobilität‘ unterscheidet und welche Menschen als ‚erwünscht‘ oder ‚unerwünscht‘ bzw. als ‚fremd‘ oder ‚dazugehörig‘ kategorisiert werden, wurden besonders in der Zeitgeschichte heftige Kämpfe geführt. Zur Diskussion stand dabei die Frage nach den Kriterien für Zugehörigkeit, für Einschlüsse und Ausschlüsse und damit nach dem, was die europäischen Gesellschaften im Kern konstituieren sollte.
Der Arbeitsbereich fragt, welche Parameter den Umgang mit, das Verständnis und die Praxis von Migration in der Zeitgeschichte geprägt haben. Der Fokus liegt auf Prozessen der Ethnisierung und Diskriminierung von Menschen und Gruppen als die ‚migrantischen Anderen‘, auf ihrer Erfassung, Kategorisierung und Exklusion, auf den Formen und der Reichweite migrantischer agency, auf der infrastrukturellen Einbettung von Migration und darauf, wie sich diese Zuschreibungen und Praktiken über die Zeit gewandelt haben. Methodisch arbeiten die Projekte mit sozial-, wissens- und begriffsgeschichtlichen Ansätzen.

Projekte

Carolin Liebisch-Gümüş

Connected Skies, Contested Grounds: Air Travel and Refugee Movements in Twentieth Century Germany and Beyond

Habilitationsprojekt

Das Projekt widmet sich einer Geschichte von Luftwegen als Fluchtwegen. Ziel ist es, vom Blickpunkt Deutschland aus, die Rolle des Luftverkehrs in der Geschichte von Flucht- und Asylmigration von den Anfängen des kommerziellen Flugverkehrs und der Flucht vor dem Nationalsozialismus in den 1930er Jahren bis zu Süd-Nord-Fluchtbewegungen in der jüngeren Zeitgeschichte zu analysieren. 

Dominic Sauerbrey

›Flüchtlinge‹ und andere: Die Produktion fluchtbezogener Figuren seit den 1970er Jahren

Assoziiertes Dissertationsprojekt
Laufzeit: April 2024 bis März 2027
Projektförderung: DFG – Sonderforschungsbereiche / SFB 1604 „Produktion von Migration“ , Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), Universität Osnabrück. 
Projektleitung: Isabella Löhr und Jochen Oltmer

Der öffentlich-politische Bedeutungsgewinn von Flucht und Asyl führte in der DDR, in der ›alten‹ Bundesrepublik sowie im vereinigten Deutschland zu einer verstärkten Produktion und Ausdifferenzierung fluchtbezogener Figuren, die im Mittelpunkt des assoziierten Dissertationsprojekts stehen.

Sarah Frenking

Wege der Prostitution. "Mädchenhandel", Deviante Mobilitäten und (il)legale Sexualitäten zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika, 1920-1960

Assoziiertes Forschungsprojekt

Das Projekt untersucht Verschränkungen von Prostitution und transnationaler Mobilität anhand staatlicher und internationaler Regulierungsbestrebungen, medialer Bilder und vielschichtiger Erfahrungen der involvierten Frauen.

Nico Putz

Netzwerke und Lebenswege afro-asiatischer Bildungsmigration in den beiden deutschen Staaten, 1950er bis 1980er Jahre

Dissertationsprojekt

im Rahmen des Leibniz-Verbundvorhabens „Crafting Entanglements. Afro-Asian Pasts of the Global Cold War“ (CRAFTE)
Erstbetreuung: Prof. Dr. Frank Bösch, Zweitbetreuung: Prof. Dr. Isabella Löhr
Ziel des Projekts ist es, die gelebten Realitäten afro-asiatischer Studierender und Auszubildender im Kalten Krieg nachzuverfolgen. 

Isabella Löhr

Migration and Democracy: Migrant Struggles, Social Belonging and Political Participation in Western Europe between the 1970s and the 2000s

Forschungsprojekt

Der Kern moderner Demokratien besteht im Recht des Einzelnen, seine Stimme zu erheben und sich an politischen Entscheidungsprozessen aktiv zu beteiligen. Das Projekt untersucht in historischer Perspektive, wie Migration die westeuropäischen Demokratien transformierte. 

Isabella Löhr

Inventar der Migrationsbegriffe

Publikationsprojekt

Das Inventar der Migrationsbegriffe stellt Schlüsselbegriffe aus den aktuellen Debatten über Migration vor und diskutiert, wie diese historisch geworden sind und wie sie in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen verwendet werden.