Eine kurze Geschichte des ZZF
Das ZZF forscht seit mehr als 27 Jahren zur Zeitgeschichte
Thematisch kontinuierlich verbreitert, begleitet und prägt das ZZF seit mehr als 27 Jahren die zeithistorische Forschung in Deutschland und darüber hinaus.
Gründung des „Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien“ (FSP) 1992
Die Gründung des ZZF Potsdam geht zurück auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrats von 1991. Dieser sah parallel zur Auflösung der SED-dominierten außeruniversitären Forschungsinstitute der Akademie der Wissenschaften der DDR vor, neue Geisteswissenschaftliche Zentren (GWZ) zu schaffen. Ziel war es, positiv evaluierte Forschungsprojekte ostdeutscher Fachkollegen auf zeithistorischem Gebiet mit bundesdeutschen und internationalen Arbeitsvorhaben zusammenzuführen.
Daraufhin wurde unter der Ägide der Förderungsgesellschaft Wissenschaftliche Neuvorhaben der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) im Jahre 1992 zunächst der „Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien“ (FSP) gegründet. Dieser entwickelte sich unter der Leitung seines Gründungsdirektors Jürgen Kocka in wenigen Jahren zu einer international anerkannten Einrichtung auf dem Gebiet der DDR-Forschung, die methodische Innovativität und publizistische Produktivität mit dem dezidierten Anspruch einer fachlichen Ost-West-Integration verband. Anfänglich in den Räumen der aufgelösten Akademie in Berlin beheimatet, zog der FSP Anfang 1993 nach Potsdam in ein eigenes Haus „Am Kanal“ um. Seither nahm er neben der Fortführung seiner Arbeitsvorhaben hinaus zugleich Aufgaben in Lehre und Forschungsförderung für die Universität Potsdam wahr.
Umgründung 1996 zum Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF)
1996 erfolgte die Umgründung des Forschungsschwerpunkts zum Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), das für eine Laufzeit von zunächst zwölf Jahren mit zehn Stellen finanziert wurde. Die Finanzierung erfolgte zu einem Drittel vom Land Brandenburg und – auf dem Wege der Projektförderung – zu maximal zwei Dritteln von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Aufnahme des ZZF 2009 in die Leibniz-Gemeinschaft
Bis zur Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft am 1. Januar 2009 wurden am ZZF jährlich mehr als 20 selbstständige DFG-Forschungsprojekte bearbeitet, die vier thematisch und methodisch unterschiedlich ausgerichteten Projektbereichen zugeordnet waren. Schwerpunkte bildeten dabei etwa die Analyse der Mechanismen politischer Integration in Ost und West, Studien zu Opposition und Widerstand in der DDR, vergleichende Untersuchungen zu Arbeit und Wirtschaft in Mittelosteuropa sowie die Rolle von Ideologien und Mentalitäten im Kalten Krieg. Dazu kamen weitere Forschungsvorhaben aus Drittmittelprojekten anderer DFG-Programme und weiterer Stiftungen sowie Doktorandenstipendien, die am ZZF betreut wurden. Angesichts seiner stetigen personellen Expansion zog das ZZF 2001 in ein größeres Haus am Neuen Markt in Potsdam um.
Leitungen des ZZF seit 1996
Von 1996 bis 2004 wurde das ZZF mit Christoph Kleßmann (bis 2004) und Konrad H. Jarausch (bis 2006) von zwei Direktoren geleitet. Gemeinsam etablierten sie das ZZF weiter in der zeitgeschichtlichen Forschungslandschaft und förderten seine breite innerdeutsche wie internationale Vernetzung. Zunächst den Themen und Problemen einer kritisch erneuerten und nun „Historischen DDR-Forschung“ verpflichtet, dehnte das Institut sein Arbeitsfeld mehr und mehr über die vergleichende Kommunismus- und Diktaturforschung hinaus auf die jüngere deutsche Zeitgeschichte im internationalen Kontext aus.
Unter dem Ko-Direktorat von Martin Sabrow in der Nachfolge von Christoph Kleßmann seit 2004 und seiner alleinigen Leitung ab 2006 erfolgte eine behutsame thematische und diachrone Öffnung zur europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts und ihren Signaturen, mit der das ZZF seine institutionelle Position in der Zeitgeschichtsforschung mit Schwerpunkt auf der Zeit nach 1945 erfolgreich festigte.
Auf der Grundlage einer positiven Bewertung des Wissenschaftsrats in den Jahren 2004 und 2006 wurde das ZZF zum 1. Januar 2009 in die Leibniz-Gemeinschaft und damit in die gemeinsame Wissenschaftsförderung von Bund und Ländern aufgenommen.
Änderung 2019 des Institutsnamen in Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Um die Zugehörigkeit zur Leibniz-Gemeinschaft zu verdeutlichen, hat das ZZF 2019 seinen Institutsnamen in Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) geändert.
Mit dem Eintritt von Frank Bösch wurde das ZZF von 2011 bis 2021 wieder von zwei Direktoren geleitet. Frank Bösch, der durch sozial-, kultur- und mediengeschichtliche Studien hervorgetreten ist, hat seither die Erweiterung des ZZF-Portfolios auch auf die westeuropäische Geschichte und die Einbettung der deutschen Geschichte in grenzübergreifende Wandlungsprozesse maßgeblich befördert. Seit dem Eintritt von Martin Sabrow in den Ruhestand Ende Dezember 2021 leitet Frank Bösch das ZZF als alleiniger Direktor.
Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZZF
Ein besonderes Augenmerk legt das ZZF auf die Förderung des wissenschaftliches Nachwuchses und die Förderung von Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen. Gemeinsam mit der Freien Universität Berlin bietet es den Masterstudiengang Public History an. Rund 50 Doktorand*innen promovieren am ZZF, bringen sich in die inhaltliche Arbeit der Abteilungen ein und diskutieren in einem eigenen Kolloquium den Fortgang ihrer Forschung. Viele Postdocs schreiben oder forschen am ZZF an ihren Habilitationsprojekten.
Im Verlauf der Jahre konnten viele ZZF-Ehemalige wichtige Rollen in der deutschen Forschungslandschaft zur Zeitgeschichte einnehmen. Einige Beispiele:
Melanie Arndt, von 2004 bis 2012 am ZZF, verteidigte ihre Dissertation 2008 an der Humboldt-Universität Berlin. 2018 habilitierte sie sich in Regensburg und lehrt seit 2020 als Professorin für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte an der Universität Freiburg.
Stefan-Ludwig Hoffmann war von 2008 bis 2011 Leiter der Abteilung Wandel des Politischen im 20. Jahrhundert. 2012 wurde er Associate Professor für „Late Modern Europe“ am History Department der University of California, Berkeley.
Annelie Ramsbrock war von 2004-2022 fast zwei Jahrzehnte am ZZF tätig. Nach der Promotion 2010 an der Freie Universität Berlin und der Habilitation 2020 an der HU Berlin war sie von Januar 2021 bis März 2022 Leiterin der Abteilung IV am ZZF. Seit April 2022 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit an der Universität Greifswald.
Thomas Lindenberger war ab 1993 viele Jahre Projektleiter, bereits am Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien und dann an dem daraus hervorgegangenen ZZF. Von 2012-17 war er Abteilungsleiter am ZZF. Von 2009-2012 war er Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Europäische Geschichte und Öffentlichkeit in Wien und hatte außerdem Lehraufträge in Brno, Wien und Budapest. Von 2017-2024 war er Direktor des Hannah-Instituts für Totalitarismusforschung e. V. an der Technischen Universität Dresden.
Rüdiger Bergien war am ZZF von 2009-2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. 2017 habilitierte er an der HU Berlin. Seit November 2019 ist er Professor für Geschichte der Nachrichtendienste an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Berlin.
Maren Möhring war von 2012 bis 2014 Leiterin der damaligen Abteilung III: Der Wandel des Politischen am ZZF. Im März 2014 folgte sie einem Ruf der Universität Leipzig und ist seither dort als Professorin für Vergleichende Kultur- und Gesellschaftsgeschichte des modernen Europa tätig.
Denise Rüttinger war von 2018-2021 Verwaltungsleiterin am ZZF, seit 2022 ist sie als Geschäftsführerin des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) tätig.
Hier gelangen Sie zu einer Übersicht mit den Namen der tariflich beschäftigten ehemaligen Mitbeiterinnen und Mitarbeiter des ZZF seit Aufnahme des Instituts 2009 in die Leibniz-Gemeinschaft.
Zur Geschichte des Hauses Am Neuen Markt 1/Ecke Schwertfegerstraße