Anja Tack schließt Dissertation zu Debatten über Wert und Zukunft der Kunst aus der DDR ab

04.11.2019

Anja Tack hat am 21. Oktober 2019 erfolgreich ihre Promotion abgeschlossen. Sie wurde mit ihrer Dissertation „Riss im Bild. Die Auseinandersetzungen über Kunst und Künstler*innen aus der DDR im Prozess der deutschen Vereinigung“ an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Note „magna cum laude“ promoviert. In ihrer Arbeit analysiert Tack die Debatten über den Wert und den Umgang mit der Kunst aus der DDR, die 1989/90 einen Höhepunkt fanden. Mit der Historisierung dieses sogenannten Bilderstreites leistet sie damit einen Beitrag zur Geschichte der deutschen Vereinigungsgesellschaft.

Anja Tack lotet einen westdeutschen Blick auf die Kunst aus der DDR aus und stellt heraus, inwiefern sich der deutsche Systemkonflikt auf die Wahrnehmung auswirkte. Weiter schildert sie wesentliche Grundzüge des ostdeutschen Kunstsystems. Sie zeigt, wie die Konflikte mit Staat und Partei als auch individuelle Bewältigungsstrategien der Künstler*innen die Auseinandersetzungen über die Rolle von Kunst in der DDR formten. Daran anknüpfend analysiert sie, ob und wie stark das diskursive Erbe aus der Zeit vor 1989 die Auseinandersetzungen 1989/90 prägte und inwieweit die Vereinigung selbst auf den Diskurs zurückwirkte. Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass bestehende diskursive Muster westdeutscher Akteur*innen zwar die Debatten zunächst auslösten, sich dennoch eine ostdeutsche Position etablieren konnte; der Diskurs veränderte sich dahin, dass nicht mehr allein Wert und Zukunft der Kunst aus der DDR, sondern des gesamtdeutschen Kunstsystems verhandelt wurden. Die Analyse legt zudem offen, aus welchen Gründen die ostdeutschen Akteur*innen ihre diskursive Legitimität relativ rasch wieder verloren, wodurch sich letztlich ein restauratives Kunstverständnis durchsetzen konnte, das bis heute die Auseinandersetzung prägt, wenn auch nicht mehr dominiert.

In ihrer Untersuchung arbeitet Anja Tack zudem punktuell relevante Bezüge zu parallelen Entwicklungen in Polen heraus, um den nationalbegrenzten Blick aufzubrechen und Ähnlichkeiten sowie Unterschiede in einem anderen staatssozialistischen Regime zu beleuchten. Die Liberalisierungen in der polnischen Kulturpolitik seit Mitte der 1950er Jahre ermöglichten moderne, insbesondere abstrakte und expressive Bildsprachen, wodurch das kommunistische Regime in Polen ein anderes künstlerisches bzw. visuelles Erbe hinterließ, als das für die DDR der Fall war.

Das Dissertationsprojekt von Anja Tack war am ZZF in der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ angesiedelt und entstand im Rahmen des BMBF-Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“. Betreut wurde die Dissertation von Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF), Zweitgutachterin war Priv-Doz. Dr. Annette Vowinckel (ZZF).

Anja Tack arbeitet als Freiberufliche Historikerin u.a. für das Stadtmuseum, die Gedenkstätte Leistikowstraße, den Förderverein des Potsdam-Museums sowie das Museum Barberini. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen die Kunst- und Kulturgeschichte Potsdams im 20. Jahrhundert.

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Anja Tack schließt Dissertation zu Debatten über Wert und Zukunft der Kunst aus der DDR ab

04.11.2019

Anja Tack hat am 21. Oktober 2019 erfolgreich ihre Promotion abgeschlossen. Sie wurde mit ihrer Dissertation „Riss im Bild. Die Auseinandersetzungen über Kunst und Künstler*innen aus der DDR im Prozess der deutschen Vereinigung“ an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Note „magna cum laude“ promoviert. In ihrer Arbeit analysiert Tack die Debatten über den Wert und den Umgang mit der Kunst aus der DDR, die 1989/90 einen Höhepunkt fanden. Mit der Historisierung dieses sogenannten Bilderstreites leistet sie damit einen Beitrag zur Geschichte der deutschen Vereinigungsgesellschaft.

Anja Tack lotet einen westdeutschen Blick auf die Kunst aus der DDR aus und stellt heraus, inwiefern sich der deutsche Systemkonflikt auf die Wahrnehmung auswirkte. Weiter schildert sie wesentliche Grundzüge des ostdeutschen Kunstsystems. Sie zeigt, wie die Konflikte mit Staat und Partei als auch individuelle Bewältigungsstrategien der Künstler*innen die Auseinandersetzungen über die Rolle von Kunst in der DDR formten. Daran anknüpfend analysiert sie, ob und wie stark das diskursive Erbe aus der Zeit vor 1989 die Auseinandersetzungen 1989/90 prägte und inwieweit die Vereinigung selbst auf den Diskurs zurückwirkte. Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass bestehende diskursive Muster westdeutscher Akteur*innen zwar die Debatten zunächst auslösten, sich dennoch eine ostdeutsche Position etablieren konnte; der Diskurs veränderte sich dahin, dass nicht mehr allein Wert und Zukunft der Kunst aus der DDR, sondern des gesamtdeutschen Kunstsystems verhandelt wurden. Die Analyse legt zudem offen, aus welchen Gründen die ostdeutschen Akteur*innen ihre diskursive Legitimität relativ rasch wieder verloren, wodurch sich letztlich ein restauratives Kunstverständnis durchsetzen konnte, das bis heute die Auseinandersetzung prägt, wenn auch nicht mehr dominiert.

In ihrer Untersuchung arbeitet Anja Tack zudem punktuell relevante Bezüge zu parallelen Entwicklungen in Polen heraus, um den nationalbegrenzten Blick aufzubrechen und Ähnlichkeiten sowie Unterschiede in einem anderen staatssozialistischen Regime zu beleuchten. Die Liberalisierungen in der polnischen Kulturpolitik seit Mitte der 1950er Jahre ermöglichten moderne, insbesondere abstrakte und expressive Bildsprachen, wodurch das kommunistische Regime in Polen ein anderes künstlerisches bzw. visuelles Erbe hinterließ, als das für die DDR der Fall war.

Das Dissertationsprojekt von Anja Tack war am ZZF in der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ angesiedelt und entstand im Rahmen des BMBF-Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“. Betreut wurde die Dissertation von Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF), Zweitgutachterin war Priv-Doz. Dr. Annette Vowinckel (ZZF).

Anja Tack arbeitet als Freiberufliche Historikerin u.a. für das Stadtmuseum, die Gedenkstätte Leistikowstraße, den Förderverein des Potsdam-Museums sowie das Museum Barberini. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen die Kunst- und Kulturgeschichte Potsdams im 20. Jahrhundert.

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