„Im gleichen Boot“? Produktionsregime und Arbeitsproteste in der bundesdeutschen und polnischen Schiffbauindustrie in den 1970er Jahren

Beginn des Projektes: Januar 2011
Ende des Projektes: April 2019

Sarah Graber Majchrzak
Abgeschlossenes assoziiertes Dissertationsprojekt

Am 14. August 1980 begannen die Arbeiter/-innen auf der Gdańsker Leninwerft einen Besetzungsstreik. Innerhalb weniger Tage breitete sich der Streik auf das ganze Land aus. Zwei Wochen später hatte die polnische Arbeiterschaft ihr Ziel erreicht: die Gründung einer unabhängigen Gewerkschaft mit dem Namen Solidarność. Fast zur gleichen Zeit, am 17. September 1980, zogen auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhangs“ die Bremer Werftarbeiter/-innen in einem Protestzug zum Rathaus. Sie forderten die Bremer Politiker/-innen auf, ihre Arbeitsplätze zu schützen. Auf den ersten Blick haben diese beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun: Während die Bremer Werftarbeiter/-innen Opfer einer seit Mitte der 1970er Jahre in Westdeutschland anschwellenden Entlassungswelle waren, gegen die sie sich wehrten, kämpften die polnischen Werftarbeiter/-innen für mehr Mitbestimmungsrechte und Demokratie. Der Zusammenhang dieser beider Ereignisse zeigte sich aber spätestens im September 1983, als zuerst die Hamburger und kurze Zeit später auch die Bremer Werftarbeiter/-innen einen Besetzungsstreik nach „polnischem Vorbild“ durchführten und ans Eingangstor der Werften eine Fahne der inzwischen verbotenen polnischen Gewerkschaft Solidarność hängten. Die sich hier äußernde Verbindung zwischen den Werftarbeiter/-innenprotesten in Ost und West war Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit. Sie fragte nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Produktionsregime und Arbeitskonflikte in der Schiffbauindustrie in einem kapitalistischen und einem staatssozialistischen Land in den 1970er Jahren. Der Arbeit lag die These zugrunde, dass sich die Unternehmensleitungen und Werftarbeiter/-innen in Ost und West trotz der sehr unterschiedlichen ökonomisch-politischen Systeme mit ähnlichen Problemen und Herausforderungen konfrontiert sahen, deren Ursachen in den technischen und wirtschaftlichen Veränderungen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts lagen.

Keywords:
- Rationalisierungsprozesse
- Fordismus
- Krise der Industrialisierung
- Systemvergleich
- Arbeitsverhältnisse
- Arbeitsproteste

 

Sarah Graber hat im April 2019 ihr Promotionsverfahren an der Universität Potsdam erfolgreich abgeschlosen (Summa cum laude).
Die Publikation erschien im Dezember 2020 in der ZZF Buchreihe "Zeithistorische Studien" als Band 62 unter dem Titel:
Arbeit – Produktion – Protest. Die Leninwerft in Gdansk und die AG »Weser« in Bremen im Vergleich (1968–1983)

Forschung

„Im gleichen Boot“? Produktionsregime und Arbeitsproteste in der bundesdeutschen und polnischen Schiffbauindustrie in den 1970er Jahren

Beginn des Projektes: Januar 2011
Ende des Projektes: April 2019

Sarah Graber Majchrzak
Abgeschlossenes assoziiertes Dissertationsprojekt

Am 14. August 1980 begannen die Arbeiter/-innen auf der Gdańsker Leninwerft einen Besetzungsstreik. Innerhalb weniger Tage breitete sich der Streik auf das ganze Land aus. Zwei Wochen später hatte die polnische Arbeiterschaft ihr Ziel erreicht: die Gründung einer unabhängigen Gewerkschaft mit dem Namen Solidarność. Fast zur gleichen Zeit, am 17. September 1980, zogen auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhangs“ die Bremer Werftarbeiter/-innen in einem Protestzug zum Rathaus. Sie forderten die Bremer Politiker/-innen auf, ihre Arbeitsplätze zu schützen. Auf den ersten Blick haben diese beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun: Während die Bremer Werftarbeiter/-innen Opfer einer seit Mitte der 1970er Jahre in Westdeutschland anschwellenden Entlassungswelle waren, gegen die sie sich wehrten, kämpften die polnischen Werftarbeiter/-innen für mehr Mitbestimmungsrechte und Demokratie. Der Zusammenhang dieser beider Ereignisse zeigte sich aber spätestens im September 1983, als zuerst die Hamburger und kurze Zeit später auch die Bremer Werftarbeiter/-innen einen Besetzungsstreik nach „polnischem Vorbild“ durchführten und ans Eingangstor der Werften eine Fahne der inzwischen verbotenen polnischen Gewerkschaft Solidarność hängten. Die sich hier äußernde Verbindung zwischen den Werftarbeiter/-innenprotesten in Ost und West war Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit. Sie fragte nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Produktionsregime und Arbeitskonflikte in der Schiffbauindustrie in einem kapitalistischen und einem staatssozialistischen Land in den 1970er Jahren. Der Arbeit lag die These zugrunde, dass sich die Unternehmensleitungen und Werftarbeiter/-innen in Ost und West trotz der sehr unterschiedlichen ökonomisch-politischen Systeme mit ähnlichen Problemen und Herausforderungen konfrontiert sahen, deren Ursachen in den technischen und wirtschaftlichen Veränderungen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts lagen.

Keywords:
- Rationalisierungsprozesse
- Fordismus
- Krise der Industrialisierung
- Systemvergleich
- Arbeitsverhältnisse
- Arbeitsproteste

 

Sarah Graber hat im April 2019 ihr Promotionsverfahren an der Universität Potsdam erfolgreich abgeschlosen (Summa cum laude).
Die Publikation erschien im Dezember 2020 in der ZZF Buchreihe "Zeithistorische Studien" als Band 62 unter dem Titel:
Arbeit – Produktion – Protest. Die Leninwerft in Gdansk und die AG »Weser« in Bremen im Vergleich (1968–1983)

Forschung