Computer in Love. Eine Kulturgeschichte des Kennenlernens im digitalen Zeitalter

Forschungsprojekt (Postdoc)
gefördert von der Alexander von Humboldt-Stiftung, Feodor-Lynen-Rückkehrstipendium

Lange vor Tinder & Co. begannen Heiratsinstitute und Dating-Agenturen in Europa, Asien und den USA den Computer einzusetzen, um die Märkte der „einsamen Herzen“ zu erobern. Das Forschungsvorhaben untersucht die Geschichte dieser elektronischen Partnervermittlung zwischen den 1950er und den 1980er Jahren. Es prüft, wie sich Vorstellungen von Partnerschaft, Ehe und Liebe im Zeitalter der „technokratischen Hochmoderne“ wandelten und welche Rolle dabei dem Computer als „Matchmaking Machine“ zukam. Das Projekt setzt sich zum Ziel, das Phänomen des ComputerDatings in Diskurs und sozialer Praxis zu vermessen. Dazu soll insbesondere die akademische Allianz aus Computer- und Sozialwissenschaften in den Blick rücken, die sich kurz nach dem Krieg anschickte, den „Algorithmus der Liebe“ zu ergründen.

Der Computer, der die überkommene Tradition des Kupplergewerbes in ein modernes, technizistisches Gewand kleidete, avancierte, so die These, in den 1950er und 1960er Jahren zum Sinnbild technokratischer Steuerungs- und Planungseuphorie und zum Werkzeug einer Optimierung des Privaten. Zugleich legitimierte die Idee des digitalen Datings, die sich an die wachsende Gruppe der „Singles“ richtete, schon bald alternative Lebens- und Partnerschaftsmodelle in Europa und den USA. Vor diesem Hintergrund fragt das Projekt, inwiefern die Praxis der elektronischen Partnersuche traditionelle Wege und Muster der Partnerwahl im 20. Jh. veränderte, soziale, religiöse und kulturelle Gegensätze widerspiegelte, überwand oder gar (re)produzierte und so zu einem Motor gesellschaftlicher „Liberalisierung“ bzw. „Normalisierung“ wurde. Die Geschichte der Partnersuche im digitalen Zeitalter soll so zugleich neue Perspektiven auf zentrale Problemkonstellationen der Gesellschaftsgeschichte der „globalen“ 1960er und 1970er Jahre eröffnen.

Priv.-Doz. Dr. Michael Homberg

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

E-Mail: homberg [at] zzf-potsdam.de

Im aktuellen Sommersemester wird Michael Homberg die Professur für die Geschichte der Neuzeit (19.-21. Jh.) mit ihren Wissens- und Technikkulturen an der RWTH Aachen vertreten.

Forschung

Computer in Love. Eine Kulturgeschichte des Kennenlernens im digitalen Zeitalter

Forschungsprojekt (Postdoc)
gefördert von der Alexander von Humboldt-Stiftung, Feodor-Lynen-Rückkehrstipendium

Lange vor Tinder & Co. begannen Heiratsinstitute und Dating-Agenturen in Europa, Asien und den USA den Computer einzusetzen, um die Märkte der „einsamen Herzen“ zu erobern. Das Forschungsvorhaben untersucht die Geschichte dieser elektronischen Partnervermittlung zwischen den 1950er und den 1980er Jahren. Es prüft, wie sich Vorstellungen von Partnerschaft, Ehe und Liebe im Zeitalter der „technokratischen Hochmoderne“ wandelten und welche Rolle dabei dem Computer als „Matchmaking Machine“ zukam. Das Projekt setzt sich zum Ziel, das Phänomen des ComputerDatings in Diskurs und sozialer Praxis zu vermessen. Dazu soll insbesondere die akademische Allianz aus Computer- und Sozialwissenschaften in den Blick rücken, die sich kurz nach dem Krieg anschickte, den „Algorithmus der Liebe“ zu ergründen.

Der Computer, der die überkommene Tradition des Kupplergewerbes in ein modernes, technizistisches Gewand kleidete, avancierte, so die These, in den 1950er und 1960er Jahren zum Sinnbild technokratischer Steuerungs- und Planungseuphorie und zum Werkzeug einer Optimierung des Privaten. Zugleich legitimierte die Idee des digitalen Datings, die sich an die wachsende Gruppe der „Singles“ richtete, schon bald alternative Lebens- und Partnerschaftsmodelle in Europa und den USA. Vor diesem Hintergrund fragt das Projekt, inwiefern die Praxis der elektronischen Partnersuche traditionelle Wege und Muster der Partnerwahl im 20. Jh. veränderte, soziale, religiöse und kulturelle Gegensätze widerspiegelte, überwand oder gar (re)produzierte und so zu einem Motor gesellschaftlicher „Liberalisierung“ bzw. „Normalisierung“ wurde. Die Geschichte der Partnersuche im digitalen Zeitalter soll so zugleich neue Perspektiven auf zentrale Problemkonstellationen der Gesellschaftsgeschichte der „globalen“ 1960er und 1970er Jahre eröffnen.

Priv.-Doz. Dr. Michael Homberg

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

E-Mail: homberg [at] zzf-potsdam.de

Im aktuellen Sommersemester wird Michael Homberg die Professur für die Geschichte der Neuzeit (19.-21. Jh.) mit ihren Wissens- und Technikkulturen an der RWTH Aachen vertreten.

Forschung