Gab es eine liberal-demokratische Wirtschaftspolitik? Eine Untersuchung zur regionalen Parteiarbeit der LDPD im Bezirk Erfurt zwischen Mauerbau und Mauerfall

Ende des Projektes: Mai 2021

Marlene Heihsel
Abgeschlossenes assoziiertes Dissertationsprojekt
Gefördert von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Als Blockpartei unter dem Regime der SED in der DDR hatte die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) insgesamt einen nur geringen Spielraum für eine eigenständige politische Identität und Programmatik. Ihre vorrangige Funktion wa es (ebenso wie die der anderen Blockparteien und Massenorganisationen), die Ziele der SED-Politik in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ihrer Klientel – im Falle der LDPD war das insbesondere der Mittelstand – nahezubringen und sie in die herrschende Ideologie einzubinden. Trotz dieser zentralen Transmissionsfunktion behielt die LDPD den Ruf, eine Wirtschaftspartei zu sein, die sich um die Interessen des Mittelstands kümmert – obwohl die Parteiführung seit den späten 1950er Jahren ausnahmslos dem Kurs der SED nachkam. Gerade mit Blick auf den Grundwiderspruch zwischen der Marktwirtschaft als Strukturelement klassisch liberaler Wirtschaftspolitik und der Planwirtschaft als politische Ökonomie des Sozialismus verwundert diese Bewertung als Wirtschaftspartei. Diese Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Ruf als Wirtschaftspartei und der wirtschaftlichen Pro-grammatik der LDPD, die der ideologisierten SED-Wirtschaftspolitik entsprach, war Ausgangspunkt der Dissertation. Im Fokus liegt der DDR-Bezirk Erfurt, ein traditioneller Wirtschaftsstandort mittelständischer Unternehmen. Das Augenmerk richtet sich auf die unteren Ebenen der Parteihierarchie – die Orts- und Kreisverbände sowie den Bezirksverband der LDPD Erfurt. Hier bestand die Möglichkeit, sich als Lokalpolitiker mit konkreten Wirtschaftsfragen zu befassen: Dort ging es unmittelbar um die Lebenswirklichkeit der Menschen und weniger um die Fragen der großen Politik und Ideologie; die SED schickte hier die Blockparteien in ihrer Funktion als Transmissionsriemen auf das Feld, um alltägliche Probleme im Sinn der herrschenden Ideologie zu lösen.
Kernfrage ist somit, ob auf der regionalen Ebene – im Rahmen der herrschenden Planwirtschaft – ein Spielraum für eigenständige liberale wirtschaftliche Konzepte und Initiativen bestand, ob dieser Spielraum auch genutzt wurde und in welchem Umfang von der SED-Linie abgewichen werden konnte und wurde. Neben einer Aufarbeitung der „liberalen“ Regionalpolitik können zusätzlich Erkenntnisse zum Verständnis von Herrschaftssicherung, Monopolstellung und Herrschaftspraxis in der SED-Diktatur gewonnen werden.

Die Promotion war inhaltlich an das übergreifende Forschungsprojekt „Das sozialistische Mehrpartei-ensystem in der DDR. Funktionsweisen und Grenzen der Blockpolitik. Analysen unter besonderer Berücksichtigung der LDPD“ des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung e. V. Dresden (Koordination: Dr. Thomas Widera) angegliedert.

 

Marlene Heihsel hat ihre Dissertation am 20. Mai 2021 an der Universität Potsdam mit der Gesamtnote „magna cum laude“ abgeschlossen.
Mehr erfahren im News Beitrag vom 25.05.2021 auf der ZZF Website.

 

Forschung

Gab es eine liberal-demokratische Wirtschaftspolitik? Eine Untersuchung zur regionalen Parteiarbeit der LDPD im Bezirk Erfurt zwischen Mauerbau und Mauerfall

Ende des Projektes: Mai 2021

Marlene Heihsel
Abgeschlossenes assoziiertes Dissertationsprojekt
Gefördert von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Als Blockpartei unter dem Regime der SED in der DDR hatte die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) insgesamt einen nur geringen Spielraum für eine eigenständige politische Identität und Programmatik. Ihre vorrangige Funktion wa es (ebenso wie die der anderen Blockparteien und Massenorganisationen), die Ziele der SED-Politik in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ihrer Klientel – im Falle der LDPD war das insbesondere der Mittelstand – nahezubringen und sie in die herrschende Ideologie einzubinden. Trotz dieser zentralen Transmissionsfunktion behielt die LDPD den Ruf, eine Wirtschaftspartei zu sein, die sich um die Interessen des Mittelstands kümmert – obwohl die Parteiführung seit den späten 1950er Jahren ausnahmslos dem Kurs der SED nachkam. Gerade mit Blick auf den Grundwiderspruch zwischen der Marktwirtschaft als Strukturelement klassisch liberaler Wirtschaftspolitik und der Planwirtschaft als politische Ökonomie des Sozialismus verwundert diese Bewertung als Wirtschaftspartei. Diese Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Ruf als Wirtschaftspartei und der wirtschaftlichen Pro-grammatik der LDPD, die der ideologisierten SED-Wirtschaftspolitik entsprach, war Ausgangspunkt der Dissertation. Im Fokus liegt der DDR-Bezirk Erfurt, ein traditioneller Wirtschaftsstandort mittelständischer Unternehmen. Das Augenmerk richtet sich auf die unteren Ebenen der Parteihierarchie – die Orts- und Kreisverbände sowie den Bezirksverband der LDPD Erfurt. Hier bestand die Möglichkeit, sich als Lokalpolitiker mit konkreten Wirtschaftsfragen zu befassen: Dort ging es unmittelbar um die Lebenswirklichkeit der Menschen und weniger um die Fragen der großen Politik und Ideologie; die SED schickte hier die Blockparteien in ihrer Funktion als Transmissionsriemen auf das Feld, um alltägliche Probleme im Sinn der herrschenden Ideologie zu lösen.
Kernfrage ist somit, ob auf der regionalen Ebene – im Rahmen der herrschenden Planwirtschaft – ein Spielraum für eigenständige liberale wirtschaftliche Konzepte und Initiativen bestand, ob dieser Spielraum auch genutzt wurde und in welchem Umfang von der SED-Linie abgewichen werden konnte und wurde. Neben einer Aufarbeitung der „liberalen“ Regionalpolitik können zusätzlich Erkenntnisse zum Verständnis von Herrschaftssicherung, Monopolstellung und Herrschaftspraxis in der SED-Diktatur gewonnen werden.

Die Promotion war inhaltlich an das übergreifende Forschungsprojekt „Das sozialistische Mehrpartei-ensystem in der DDR. Funktionsweisen und Grenzen der Blockpolitik. Analysen unter besonderer Berücksichtigung der LDPD“ des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung e. V. Dresden (Koordination: Dr. Thomas Widera) angegliedert.

 

Marlene Heihsel hat ihre Dissertation am 20. Mai 2021 an der Universität Potsdam mit der Gesamtnote „magna cum laude“ abgeschlossen.
Mehr erfahren im News Beitrag vom 25.05.2021 auf der ZZF Website.

 

Forschung