Robert Mueller-Stahl schließt erfolgreich seine Promotion zu deutsch-jüdischer Privatfotografie in den 1930er Jahren ab

Disputation - Robert Mueller-Stahl, 19.3.2025

Bildinfo

Foto: Elisabeth Kimmerle

Robert Mueller-Stahl hat am 19. März 2025 seine Dissertationsschrift „Das Leben festhalten. Deutsch-jüdische Privatfotografie in den 1930er Jahren“ erfolgreich an der Humboldt-Universität zu Berlin verteidigt. Er wurde mit der Bestnote "summa cum laude" promoviert. Gutachter*innen waren Prof. Dr. Annette Vowinckel (ZZF Potsdam/Humboldt-Universität), Prof. Dr. Michael Wildt (Humboldt-Universität) und Prof. Maiken Umbach (University of Nottingham).

Im Zentrum der Dissertation steht die Frage, was private Fotos und Alben über das Leben und Erleben deutscher Jüdinnen und Juden in den 1930er Jahren offenbaren können. Sie nimmt damit ein Medium in den Blick, dass ab Mitte der 1920er Jahre in bürgerlichen und mittelständischen Kreisen eine große Verbreitung und Popularität erreichte, in der Forschung lange Zeit aber nur skeptisch betrachtet wurde. Auf der Basis von rund hundert vormals zumeist unbekannten privaten Sammlungen zeigt die Arbeit, dass die private Fotografie einen neuen Blick auf die deutsch-jüdische Geschichte der Zeit eröffnen kann.

Die Bilder bewahren Eindrücke aus dem Leben deutscher Jüdinnen und Juden, von denen bisweilen keine weiteren Zeugnisse überliefert sind. Aber es ist nicht nur das, was sie zeigen, es ist auch die Art und Weise, wie sie es tun, die sie als Quelle der deutschen und jüdischen Geschichte wertvoll macht. Im Aufgreifen bürgerlicher fotografischer Konventionen und ihrer erzählerischen Einbettung im Album konnten Juden sowohl eine Teilhabe behaupten, die ihnen nach 1933 mehr und mehr abgesprochen wurde, als auch ihre sich drastisch veränderten Position in der deutschen Gesellschaft reflektieren und vermitteln. In all dem widersetzen sich die Bilder dem Blick der Tätergesellschaft vehement. Vor dem Hintergrund der Krisen und Erschütterungen, die deutsche Jüdinnen und Juden in den 1930er Jahren erfuhren, schuf die private Fotografie einen Raum der Selbstbestimmung.

Robert Mueller-Stahl ist seit April 2019 als Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ assoziiert. Seine Arbeit ist Teil des Projektes „Jewish Photography of Crisis: The German Reality in the Eyes of Jewish Photographers, 1928-1938“, das in einer Kooperation des The Richard Koebner Minerva Center for German History an der Hebrew-University of Jerusalem und dem ZZF durchgeführt wurde. Das Projekt wurde von der German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development gefördert.