Forschungsprojekt
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Das Projekt betreut: Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt
Das Projekt zur Geschichte des ostdeutschen Handwerks seit dem letzten Jahrzehnt der Honecker-Zeit ist das erste seiner Art. Es soll die Lücke schließen, die sich aus der Fixierung der Forschung auf die industriellen Großbetriebe der DDR und ihre Privatisierung bzw. Abwicklung durch die Treuhand in den 90er Jahren ergeben hat. In dem einseitigen Bild eines ökonomischen Kahlschlags ist aus dem Blick geraten, dass es sowohl in den privaten als auch in den genossenschaftlichen Handwerksbetrieben vor Ort Kontinuitäten gab, die dazu führten, dass Mitte der 1990er Jahre doppelt so viele Ostdeutsche im Handwerk als in den durch Betriebsstilllegungen dezimierten Industriebetrieben arbeiteten.
Ausgangspunkt des Projekts ist der Richtungswechsel in der DDR-Handwerkspolitik seit 1976. Im Vergleich verschiedener Gewerke wird erforscht, welchen privaten und genossenschaftlichen Betrieben sich seit den späten 70er Jahren neue Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten eröffneten und welche nach wie vor um ihre Existenz kämpfen mussten. Bei der Studie stehen folgende Aspekte im Fokus: Status und Einfluss von Handwerkern in der lokalen Gesellschaft, Selbst- und Fremdwahrnehmungen von (privaten) Handwerkern, ihr Anteil an der Erosion und/oder Stabilisierung der realsozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, ihre Rolle in der gesellschaftlichen und ökonomischen Transformation nach dem Zusammenbruch der SED-Diktatur und ihre Anpassungsfähigkeit an ein marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaftsmodell.
Projektbearbeiter bis 31.12.2022 war Ronny Grundig.