Robert Mueller-Stahl hat am 12. November 2025 für seine am ZZF Potsdam entstandene Dissertation „Das Leben festhalten. Deutsch-jüdische Privatfotografie in den 1930er Jahren“ den Humboldt-Sonderpreis für Forschung zu Judentum und Antisemitismus der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) erhalten. Die Auszeichnung wurde im Rahmen der jährlichen Humboldt-Preisvergabe verliehen, mit denen die HU ausgezeichnete wissenschaftliche Abschlussarbeiten würdigt. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.
In seiner Studie zeigt Robert Mueller-Stahl, dass private Fotografien und Alben einen neuen Blick auf die jüdische Geschichte eröffnen können. Es sind Augenblicke und Szenerien, die auf den ersten Blick oft banal erscheinen. In einer Zeit, in der die gesamte Lebenswelt der Protagonisten bedroht wurde, bekommen die Bilder gerade dadurch eine besondere Bedeutung. Sie verwehren sich nicht nur gegen die Blicke der Täter. Sie widersprechen auch der Art und Weise, wie die jüdische Geschichte oft erinnert wurde.
Auf Grundlage der Promotionsergebnisse hat Robert Mueller-Stahl auch die vielbeachtete Ausstellung „Das Leben festhalten. Fotoalben jüdischer Familien im Schatten des Holocaust“ kuratiert, die von Juni 2024 bis März 2025 im Schöneberg Museum in Berlin zu sehen war.
„Fotoalben sind ganz persönliche Dokumente. Über sie zu schreiben, bedeutet, den Autorinnen und den Abgebildeten in einem privaten Raum zu begegnen", sagt Robert Mueller-Stahl. "Meine Arbeit ist auch das Ergebnis langer Gespräche mit den Überlebenden und ihren Nachfahren. Ihre Perspektiven sind an vielen Stellen in meine Arbeit eingeflossen. Für ihre Offenheit und ihr Vertrauen bin ich sehr, sehr dankbar“, erläutert der Preisträger.
Seine Dissertationsschrift wird als Buch „Das Leben festhalten. Deutsch-jüdische Privatfotografie in den 1930er Jahren“ im April 2026 bei Wallstein in der Reihe "Visual History" erscheinen (Zur Buchankündigung auf der Website des Wallstein Verlags).
Robert Mueller-Stahl war seit April 2019 Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung III Medien- und Informationsgesellschaft. Seine Arbeit war Teil des Projektes „Jewish Photography of Crisis: The German Reality in the Eyes of Jewish Photographers, 1928-1938“, das in einer Kooperation des The Richard Koebner Minerva Center for German History an der Hebrew-University of Jerusalem und dem ZZF durchgeführt und von der German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development gefördert wurde. Seine Promotion schloß Mueller-Stahl im März 2025 an der HU Berlin mit der Bestnote "summa cum laude" ab. Am ZZF betreute Prof. Dr. Annette Vowinckel die Arbeit. Seit seinem Promotionsabschluss hat Robert Mueller-Stahl ein Research Assistant Fellowship der Open University of Israel im Projekt "The Nature of German Jews: Environmental Identities in Transition, 1870-1945" inne.
