Im März 1970 übernahm die Belegschaft der Glashütte Süßmuth im nordhessischen Immenhausen selbst den Betrieb. Dieser in der Geschichte der Bundesrepublik nahezu einmalige Vorgang erregte landesweit Aufmerksamkeit und wurde zum Politikum – geriet aber völlig in Vergessenheit. Christiane Mende gewährt mit ihrer mikrohistorischen Fallstudie zur Glashütte Süßmuth und dem Vergleich mit acht weiteren Mundglashütten einen tiefen Einblick in die Dynamiken der betrieblichen Auseinandersetzungen um und nach »1968«. Sie verbindet die Analyse des Strukturwandels in der Glasbranche mit der des basisdemokratischen Aufbruchs in der Arbeitswelt und historisiert dessen Vergessen als Ausdruck einer Niederlage.
Die Autorin Christiane Mende ist seit 2017 am ZZF Potsdam als assoziierte Doktorandin in der Abteilung "Wissen - Wirtschaft - Politik" tätig. Mit der Publikation "Spur der Scherben. Die Selbstverwaltung der Glashütte Süßmuth und der Niedergang der bundesdeutschen Mundglasbranche, 1969-1989" veröffentlicht Mende erstmalig ihre Dissertationsergebnisse.