Thomas Lettang erfolgreich an der HU Berlin promoviert

Von links nach rechts: Prof. Dr. Thomas Mergel, Thomas Lettang, Prof. Dr. Rüdiger Graf, Prof. Dr. Anke te Heesen und Dr. Janis Nalbadidacis. Foto: Nathalie Kohl
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Von links nach rechts: Prof. Dr. Thomas Mergel, Thomas Lettang, Prof. Dr. Rüdiger Graf, Prof. Dr. Anke te Heesen und Dr. Janis Nalbadidacis. Foto: Nathalie Kohl

Thomas Lettang hat seine Dissertationsschrift »Wärmepolitik zwischen Ölkrisen und Klimawandel. Die staatliche Regulierung des energiesparenden Heizens in der Bundesrepublik Deutschland, 1970-1995« erfolgreich an der Humboldt-Universität zu Berlin verteidigt. Er wurde mit der Note „magna cum laude“ promoviert. Gutachter waren Prof. Dr. Rüdiger Graf (ZZF Potsdam/ HU Berlin) und Prof. Dr. Thomas Mergel (HU Berlin).

In seiner Arbeit geht Thomas Lettang der Frage nach, wie die sozial-liberalen und konservativ-liberalen Bundesregierungen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1970 und 1995 auf die Umweltbelastungen, den Klimawandel und die antizipierten Knappheiten der fossilen Energieressourcen im Bereich der Energienachfrage reagiert haben. Anhand von Regulierungswissen und Regulierungspraktiken untersucht er den Wandel von Staatlichkeit in der Energiepolitik. Hier gewann die Vorstellung, das Energiesparen als langfristige Aufgabe des Staates zu begreifen, um das Wirtschaftswachstum effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, weithin Unterstützung. Die Arbeit untersucht damit ein zu Beginn der 1970er Jahre neues staatliches Handlungsfeld mit einer Regulierungskultur, welche die größten Energiesparpotentiale beim Heizen der privaten Haushalte verortete. Diese Einsparpotentiale sollten durch eine effizientere Gebäude- und Heiztechnik sowie durch ein sparsameres Alltagsverhalten erschlossen werden.

Mit dem Blick auf die Ko-Produktion der Regulierungspraxis zeigt die Arbeit, wie staatliche, unternehmerische, umweltbewegte und kernenergiekritische Akteur*innen eine Konsumpolitik des Staates vorangetrieben haben, die nicht nur energiesparende Technologien, sondern auch häusliche Komfortbedürfnisse regulieren sollte. Thomas Lettang argumentiert in seiner Arbeit, dass nicht Marktliberalismus oder ökonomische Anreize an vorrangiger Bedeutung gewannen. Vielmehr nutzte der Interventionsstaat in der Energiepolitik seit den 1970er Jahren auch immer stärker rechtliche Verbote und Gebote sowie Informations- und Aufklärungsmaßnahmen. Konsument*innen sahen sich damit einerseits einer steigenden moralischen Inpflichtnahme gegenüber, sparsamer mit Heizenergie umzugehen. Andererseits schrieben die Regulierungsakteur*innen und die Bürger*innen gerade dem Staat eine immer größere Verantwortung zu, als Gestalter eines langfristigen Wandels von privaten Technologien, Konsummustern und eines verteilungsgerechten Energiesystems zu agieren.

Thomas Lettang forschte seit Mai 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung II »Wissen – Wirtschaft – Politik«. Sein Projekt war Teil des Forschungsprojekts »Die Erwartung von Grenzen und die Begrenzung der Erwartungen. Ökonomische Expertise, Umweltpolitik und Konsum, 1970-2000« und entstand im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1859 »Experience and Expectation: Historical Foundations of Economic Behavior«.