Veranstalter: PD Dr. Henning Türk (ZZF), Dr. Oliver Sukrow (TU Darmstadt), Dr. Kristian Buchna (Stiftung Hambacher Schloss)
Die konfliktive Aneignung von demokratiegeschichtlichen Orten ist kein Phänomen der Gegenwart, sondern begleitet sie seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert. Daher möchte das Hambacher Kolloquium zur Demokratiegeschichte in einem historischen Längsschnitt die an konkreten Orten der Demokratiegeschichte festzumachenden Aneignungsversuche und Deutungskämpfe in den Blick nehmen.
175 Jahre nach Zusammentritt der Frankfurter Nationalversammlung wird kontrovers über die künftige Gestaltung und Nutzung der Paulskirche diskutiert. Überraschend ist dieser Streit nicht. Orte der Demokratiegeschichte bewegen sich in einem Spannungsfeld von staatlicher Geschichtspolitik und (partei-)politischen, medialen und gesellschaftlichen Aneignungen. Zugleich unterliegen ihre öffentliche Wahrnehmung sowie die ihnen zugeschriebenen Werte einem dynamischen Wandel, in dem sich erinnerungskulturelle Entwicklungen ebenso widerspiegeln wie gesellschaftliche Konfliktlinien und gegenwartsbezogene Deutungskämpfe um Vergangenheit und Zukunft der Demokratie. Die konfliktive Aneignung von demokratiegeschichtlichen Orten ist kein Phänomen der Gegenwart, sondern begleitet sie seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert. Daher möchte das Hambacher Kolloquium zur Demokratiegeschichte in einem historischen Längsschnitt die an konkreten Orten der Demokratiegeschichte festzumachenden Aneignungsversuche und Deutungskämpfe in den Blick nehmen. Dabei sollen neben zeitgenössisch jeweils hegemonialen Deutungen auch deren Herausforderung durch Gegennarrative diskutiert werden.
Programm
Donnerstag, 09. November 2023
Ort: Hambacher Schloss 1832
9.00 Uhr | Begrüßung und Einführung in die Tagung
9.30-11.30 | Frühdemokratisches Aufbegehren: Konfliktive mediale und räumliche Aneignungen
Moderation: Arnold Bartetzky (Leipzig)
- Marco Veronesi (Stuttgart): 500 Jahre Bauernkrieg: Dezentrales Gedenken, spontane Aneignung
- Daniel Schläppi (Bern): Räume gelebter politischer Teilhabe. Historische Rathäuser, Versammlungsplätze und Stadträume als Orte erinnerter „Demokratie“
- Oliver Sukrow (Darmstadt): Das Hambacher Schloss als touristischer Erinnerungsort im 19. Jahrhundert
- Kristian Buchna (Neustadt): Zwischen Regierungs- und Systemkritik. Das Hambacher Schloss als oppositioneller Erinnerungsort der Demokratie
11.30-12.00 Uhr | Kaffeepause
12.00-13.00 Uhr | Die Revolution von 1848/49: 175 Jahre umkämpftes Erinnern
Moderation: Elisabeth Thalhofer (Rastatt)
- Rüdiger Hachtmann (Berlin): Volkstümliches und proletarisch-sozialistisches Gedenken gegen die Obrigkeit. Der Friedhof der Märzgefallenen 1848 bis 1945
- Oliver Gaida (Berlin): Zwischen demokratischem Aufbruch und staatlich-heroisierendem Gedenken. Der Friedhof der Märzgefallenen nach 1945
13.00-14.30 Uhr | Mittagessen
14.30-15.30 Uhr | Erinnern für die Republik. Demokratieorte in der / für die Weimarer Republik
Moderation: Oliver Sukrow (Darmstadt)
- Henning Türk (ZZF Potsdam): Das Hambacher Schloss – eine „Freiheitsburg“ in der Weimarer Republik?
- Christopher Dowe (Stuttgart): Verschlungene Pfade oder wie aus dem Geburtshaus Matthias Erzbergers ein Ort der Demokratiegeschichte wurde
15.30-16.00 Uhr | Kaffeepause
16.00-18.00 Uhr | „Gegenbauten“ und veränderte Erinnerungstopografien – Orte und Räume der Demokratie nach Zeiten der Diktatur(en)
Moderation: Johanna Blokker (Cottbus-Senftenberg)
- Ana Lena Werner, Amelie Ochs (Berlin/Bremen): Zur Verortung des Bundesverfassungsgerichts in der (west-)deutschen Erinnerungskultur
- Maren Wienigk (Berlin): Kunst im Reichstag der Nachkriegszeit
- Antoine Beaudoin (Cottbus-Senftenberg): Orte der Demokratiegeschichte und das Erbe der Besatzungszeit in Westdeutschland
- Tobias Kaiser (Berlin): Parlamente als „heilige Orte der repräsentativen Demokratie“ und ihre (Un-)Sichtbarkeit in Konzeptionen zur deutschen Demokratiegeschichte
19.00 Uhr | Öffentlicher Abendvortrag
- Simone Schneider (Vorsitzende der Stiftung Hambacher Schloss und Staatssekretärin im Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz): Begrüßung
- Martin Sabrow (Berlin/ZZF Potsdam): Deutsche Erinnerungskultur zwischen hellem und dunklem Gedächtnis. Überlegungen zu einem schwierigen Verhältnis
Freitag, 10. November 2023
Ort: Hambacher Schloss 1832
9.00-10.30 Uhr | „Glanzlos, geschichtslos, ohne Magie“? Die Frankfurter Paulskirche und das Ringen um eine angemessene Demokratieerinnerung nach 1945
Moderation: Benedikt Wintgens (Berlin)
- Kerstin Wolff (Kassel): Der Interzonale Frauenkongress 1948 in der Paulskirche. Die Inszenierung einer Rückbesinnung
- Christoph Cornelißen (Frankfurt): Die Paulskirche seit 1948 – ein Ort öffentlicher Debatten und gesellschaftlicher Konflikte
- Dominik Geppert (Potsdam): 1848 - 1949 - 2023: Was erinnern wir eigentlich in der Frankfurter Paulskirche?
10.30-11.00 Uhr | Kaffeepause
11.00-12.30 Uhr | Neue Erinnerungsorte? Erweiterte Themenfelder in der Demokratiegeschichte
Moderation: Martin Sabrow (Berlin / ZZF Potsdam)
- Werner Suppanz (Graz): Das „Fest der Freude“ am 8. Mai am Wiener Heldenplatz: Ein alter/neuer Ort der Demokratiegeschichte in Österreich
- Hannah Wellpott/Jenny Hagemann (Bautzen): Energiegeschichte und Demokratiegeschichte: Die Lausitzer Tagebaufolgelandschaft und das Zwischenlager Gorleben als demokratiegeschichtliche Erinnerungsorte
- Pia Nordblom (Mainz): „Europäisches Feuer“. Bobenthal-St. Germanshof – demokratiegeschichtliches Erinnern an der (deutsch-französischen) Grenze
12.30-13.00 Uhr | Abschlussdiskussion
13.00 Uhr | Mittagsimbiss
14.00 Uhr | Möglichkeit zur Besichtigung des Hambacher Schlosses
Stiftung Hambacher Schloss
Hambacher Schloss 1832
67434 Neustadt
Die wissenschaftliche Tagung richtet sich an ein interessiertes Fachpublikum.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldungen bis zum 29. Oktober 2023.
Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Henning Türk
E-Mail: tuerk [at] zzf-potsdam [dot] de (tuerk[at]zzf-potsdam[dot]de)
Informationen zur Verpflegung erhalten Sie nach Anmeldungseingang.
Anmeldungen für den öffentlichen Abendvortrag von Prof. Dr. Martin Sabrow richten Sie bis zum 29. Oktober bitte an: anmeldung [at] hambacher-schloss [dot] de (anmeldung[at]hambacher-schloss[dot]de)