Forschungsprojekt
Im November 2006 eröffnete die Akademie der Künste Berlin, unter dem Titel „Verblassende Erinnerung“, eine umfangreiche Werkschau der Arbeiten einer der renommiertesten ostdeutschen Fotografinnen: Sybille Bergemann.
Der Titel der Ausstellung trug nicht zuletzt der Tatsache Rechnung, dass sich das Gesicht der Städte und Landschaften der ehemaligen DDR längst und radikal veränderte hatte.
Während sich jedoch nicht nur die Visualität der „neuen“ Bundesländer in hohem Tempo veränderte, sondern auch der Geruch von Bohnerwachs, Kohle und Schweiß (Gröschner) die Hinterhoflandschaften Berlins kaum noch markierte, erfuhr das fotografische Gedächtnis der DDR, gleichsam in einer Gegenbewegung den Beginn einer ungeheuren Konjunktur. Dieser Erfolg wird schließlich belegt durch die kontinuierlich wachsende Zahl an Ausstellungen, Museumsankäufen und Veröffentlichungen fotografischer Arbeiten aus der ehemaligen DDR seit dem Beginn der 2000er Jahre.
Vor dem Hintergrund der Frage danach, wie das visuelle Erbe der DDR in die Vereinigungsgesellschaft „hinein“ wirkt und warum die visuelle Erinnerung an den untergegangenen Staat eine derart große Rolle in der Gegenwart spielt, wird im Rahmen des Projektes Verblassende Erinnerung? zunächst die Gruppe der FotografInnen untersucht. In lebensgeschichtlichen Interviews wird nach den Wegen der Professionalisierung, dem professionellen Selbstverständnis, ihrem eigenen Blick auf die DDR-Gesellschaft und schließlich nach Ihren Erfahrungen mit der Zäsur „1989“ und ihrer „Ankunft“ im Westen gefragt.