Assoziiertes Dissertationsprojekt (bis April 2024) gefördert von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative "Forschung in Museen"
Familie als „kleinster Zelle der Gesellschaft“ kam im ostdeutschen Staatssozialismus große politische Bedeutung zu: Ihr oblag nicht nur die Bevölkerungsreproduktion, sondern auch die Sozialisation mit maßgeblichem Erziehungs-, Bildungs- und Fürsorgeauftrag. Zudem hatten die Familien eine wichtige ökonomische Funktion: Die physische Existenz musste gesichert, materielle Bedürfnisse wollten befriedigt werden. Familie als „gesellschaftlicher Konsument“ vereinte dabei Produktion (Arbeit) und Konsumtion (Erwerb der Dinge). Auch um die familialen Konsumtionsmöglichkeiten zu erweitern, wurden durch sozialpolitische Maßnahmen ab den 1970er Jahren diverse Entlastungen geschaffen, die sich wiederum in einer veränderten Ausstattung des Familienalltags niederschlugen. Genau wie dem propagierten Familienleitbild stand der angebotenen Warenwelt aber eine weitaus vielfältigere Realität gegenüber, denn Dinge wurden von den Familien nicht nur konsumiert, geerbt, gefunden, verbraucht, weggeworfen oder umfunktioniert, sondern zu ganz eigenen Dingwelten zusammengesetzt.
Ausgehend von Objekten aus Beständen des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR werden diese Welten rekonstruiert und analysiert, wie die Dinge in unterschiedliche „Lebensstile“ und „Lebensweisen" eingebunden waren und welche Aussagequalität sie damit für sozialgeschichtliche Fragestellungen haben.
Teilprojekt des Projektes "Materielle Kultur als soziales Gedächtnis einer Gesellschaft. Der Sammlungsbestand des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR als Quelle für die zeitgeschichtliche Forschung"