Forschungsprojekt
Die Auflösung des Bretton-Woods-Regimes fester Wechselkurse, die rasche Zunahme internationaler Kapitalströme und die Liberalisierung des Finanzsektors verhalfen diesem seit den 1970er Jahren zu einer außergewöhnlichen Wachstumsdynamik. Parallel dazu bekämpften die westlichen Zentralbanken die hohen Inflationsraten, die zu den markanten Krisensymptomen des Jahrzehnts gehörten, erfolgreich durch eine restriktive Geldpolitik. Beide Phänomene schienen einen Rückzug des Staates aus der Wirtschaft zu belegen: Die Unabhängigkeit der Zentralbanken von politischen Weisungen erleichterte eine stabilitätsorientierte Kontrolle des Geldangebots anstelle ihrer Indienstnahme für kurzfristige konjunkturpolitische Interventionen; die Liberalisierung der Kreditwirtschaft und des Kapitalverkehrs zielte auf die Freisetzung von Marktkräften im internationalen Standortwettbewerb.
Diese Wandlungsprozesse beruhten jedoch stets auf gesetzgeberischen Entscheidungen, die ihrerseits neuen politischen Legitimierungs- und Regulierungsbedarf erzeugten. Das Projekt untersucht das Spannungsverhältnis von zunehmender Marktorientierung und fortbestehenden Regelungsansprüchen anhand der Geld- und Kapitalmarktpolitik in der Bundesrepublik und in Großbritannien von den 1970er bis zu den 1990er Jahren. Durch die Fokussierung auf Akteure, Aushandlungen und Entscheidungen soll zugleich der vielzitierte theoretische Paradigmenwechsel vom Keynesianismus zum Monetarismus, dem tatsächlich bald neue Synthesen beider Ansätze folgten, auf seine praktischen Konsequenzen untersucht und nach der Wissensbasis der Geldpolitik gefragt werden.