Dissertationsprojekt
im Rahmen des Verbundprojekts "Die Radikale Rechte in Deutschland, 1945-2000"
Über drei Tage erstreckte sich die Gewalt gegen ehemalige Vertragsarbeiter:innen aus Vietnam und Asylsuchende im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen. Heute gelten die rassistischen Angriffe als das größte Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Projekt nähert sich dem Ereignis mittels Saul Friedländers Ansatz der "integrierten Geschichte" und Methoden aus der Pogrom- und Gewaltforschung.
Das Promotionsprojekt betrachtet das voneinander abhängige Handeln verschiedener Akteure und ihren Einfluss auf die Pogromdynamik in Rostock-Lichtenhagen. Ein Fokus liegt auf den Handlungen und Wahrnehmungen der Betroffenen der Gewalt. Weiter kontextualisiert das Projekt die Gewalt in Rostock-Lichtenhagen innerhalb der Welle der deutschen Nachwendepogrome sowie anderer Formen rechter Gewalt und rassistischen Mobilisierungen.
Das Pogrom als Moment der räumlichen und zeitlichen Verdichtung von Akteurskonstellationen und Akteurshandeln soll einen Zugriff auf die rassistische Gewalt der deutschen Transformationszeit ermöglichen. Das Projekt zielt mit der Untersuchung von radikalen Rechten in ihrer Abhängigkeit von anderen Akteuren außerdem auf eine methodische Erweiterung der zeithistorischen Rechtsextremismusforschung.