Neues Dossier: Hannah Arendt zum 50. Todestag

Hannah Arendt im Hof ihres Geburtshauses
Open

Bildinfo

Hannah Arendt im Hof ihres Geburtshauses. Foto: Hannes Grobe (2024), CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten).

Ein Dossier aus Anlass des 50. Todestages von Hannah Arendt

Am 4. Dezember 1975 starb Hannah Arendt in ihrer Wohnung am New Yorker Riverside Drive an einem Herzinfarkt. In ihrer Schreibmaschine fand sich ein Blatt, auf das sie nur den Epigraphen für ein neues Buch geschrieben hatte: »Victrix causa deis placuit, sed victa Catoni.« (»Die siegreiche Sache gefiel den Göttern, die besiegte aber gefiel Cato.«)

Das Buch, das Arendt schreiben wollte, war ein philosophisches, kein historisches. Und doch wirft das Epigraph ein Schlaglicht auf Fragen der Geschichtsschreibung, die uns umtreiben, seit Herodot in seinen Historien von den großen Taten »der Griechen und der Barbaren« berichtete: Haben Sieger das Recht, Geschichte aus ihrer Perspektive zu schreiben? Schreibt man sie besser vom Zentrum oder von der Peripherie aus? Was ist Multiperspektivität? Wie verhalten sich die „großen Taten“ zu den weniger großen Taten, zum Alltag, zur Gesellschaft, zu Wirtschaft, Kunst und Kultur?

Hannah Arendt war bekanntlich keine Historikerin, sondern Philosophin und – so die Selbstauskunft – politische Theoretikerin. Gleichwohl sind einige ihrer wichtigsten Bücher auch Beiträge zu einer Geschichtsschreibung, deren theoretischen und methodischen Debatten sie gleichzeitig hinterherhinkte und um Meilen voraus war.

Wir nehmen Hannah Arendts Todestag zum Anlass, Beiträge (neu) zu präsentieren, die in den vergangenen Jahren auf den Portalen von Zeitgeschichte digital sowie auf H-Soz-Kult veröffentlicht wurden. Die Texte sind so heterogen wie die Perspektiven auf eine streitbare Intellektuelle, deren Thesen auch im 21. Jahrhundert zum Teil noch oder wieder erschreckend aktuell sind. Nach der ersten Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten 2016 stieg der Absatz von The Origins of Totalitarianism auf ein Vielfaches des Vorjahres an, und auch im Kontext der russischen Invasion in der Ukraine ist häufig auf dieses Werk verwiesen worden.


Zum Dossier:
Annette Vowinckel (Hg.), Hannah Arendt zum 50. Todestag. Eine Materialsammlung, in: Zeitgeschichte-online,


zeitgeschichte | online ist ein Angebot der Plattform Zeitgeschichte digital, mit der das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) eine eigene digitale Forschungsinfrastruktur entwickelt.