Der Verein der Freunde und Förderer des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung hat am 14. November 2024 im Rahmen einer Festveranstaltung in Potsdam zwei Texte mit dem diesjährigen »Zeitgeschichte digital«-Preis ausgezeichnet.
Den Preis in der Kategorie Wissenschaft erhielt Carolin Liebisch-Gümüş (ZZF Potsdam) für ihren Beitrag: »Im Drehkreuz. Konflikte um Asyl und Zurückweisungen am Frankfurter Flughafen (1980 - 1995), der in der Fachzeitschrift Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History erschienen ist. In ihrem Beitrag verdeutlicht Carolin Liebisch-Gümüş am Beispiel von Frankfurt am Main die Rolle von Transitzonen in Flughäfen als migrationspolitische Räume. Ihr Beitrag öffne den Blick für Airports als Orte der Mobilität und »Sicherheit«, in denen sich gesellschaftliche Anliegen und Konflikte auf engstem Raum verdichten, so die Jury. »Hierbei gelingt es ihr, persönliche Schicksale ebenso anschaulich zu machen wie politische Prioritäten, die in der Ausgestaltung der Flughafenarchitektur eine räumliche Repräsentation erfahren«.
In der Kategorie Wissenschaftskommunikation erhielt den Preis Andreas Kötzing (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden) für den Beitrag: »Falsches Feuer. Zum Umgang mit retuschierten und inszenierten Bildern vom Reichstagsbrand«, welcher auf dem Online-Portal Visual History veröffentlicht wurde. Andreas Kötzing könne mit seinem Beitrag »Falsches Feuer« detailliert nachweisen, wie das Bildgedächtnis zum Reichstagsbrand geprägt wurde, so die Jury in ihrer Begründung. Hierbei zeige er, dass keineswegs historische Fotoaufnahmen, sondern fiktive Nacherzählungen in Filmen und hieraus gewonnene Standbilder als vermeintlich »authentisch« den Weg in die mediale Öffentlichkeit fanden und die Vorstellung von diesem Ereignis nachhaltig formen, aber auch verzerren.
Im Rahmen der Festveranstaltung hielt Isabella Löhr (ZZF Potsdam) die Laudatio für Carolin Liebisch-Gümüş, die Laudatio für Andreas Kötzing hielt Peter Ulrich Weiß (LAkD Brandenburg). Der Preis ist in den beiden Kategorien mit jeweils 500 Euro dotiert.
Das Rahmenprogramm für die Preisverleihung bildeten zwei Podiumsdiskussionen zu den Themen der beiden preisgekrönten Beiträge. Zum Thema »Up in the Air - Flughäfen als Drehscheiben der Geschichte« diskutierten Elisabeth Kimmerle, Carolin Liebisch-Gümüş und Annette Vowinckel (alle ZZF) unter der Moderation von Laura Haßler (ZZF). Zum Thema »Vertraute Fakes: Wie manipulierte und fiktive Bilder die historische Erinnerung prägen« diskutierten Andreas Kötzing (HAIT) und Chris Wahl (Filmuniversität Babelsberg) unter der Moderation von Jutta Braun (ZZF).
Der »Zeitgeschichte digital«-Preis wird seit 2017 jährlich vom Verein der Freunde und Förderer des ZZF Potsdam vergeben. Er ist die erste Auszeichnung in Deutschland, die sich dezidiert digitalen Publikationen in den Geschichtswissenschaften widmet. Der Preis ist benannt nach einer Internet-Plattform des ZZF, die unter anderem die vier am Institut entwickelten und redaktionell betreuten Online-Angebote Docupedia, Visual History, zeitgeschichte | online und Zeithistorische Forschungen vernetzt.
Hier gelangen Sie zur Fotogalerie der Preisverleihung.
(aktualisierter Beitrag v. 18.11.2024)