Globalisierung ist ein catch-word geworden, das in den letzten Jahrzehnten als Erklärung für viele gesellschaftlichen Veränderungsprozesse herangezogen wurde, sei es Liberalisierung, das Erstarken populistischer Bewegungen oder die Internationalisierung von so unterschiedlichen Bereichen wie Medien oder Kriminalität. Der Arbeitsbereich interveniert in diese Diskussion, indem er einen historisch-kritischen Blick auf die Phänomene, Akteure, Problembeschreibungen, Reaktionen und Strategien hinter dem Schlagwort wirft. Die Projekte untersuchen zum einen, wie sich die globale Position der deutschen und europäischen Gesellschaften nach 1945 angesichts von Dekolonialisierung, des globalen Kalten Kriegs, internationaler Organisationen und der gleichzeitigen Durchsetzung des Nationalstaats veränderten. Wie prägten einzelne Gruppen und ganze Gesellschaften die neue internationale Ordnung und wie versuchten sie, ihre Einflussmöglichkeiten unter den veränderten Rahmenbedingungen neu auszurichten? Zum anderen untersuchen die Projekte die Wechselwirkung zwischen diesen Konstellationen und der Verfasstheit der deutschen und europäischen Gesellschaften: Wie transformierten sich Selbst- und Fremdbilder und welche konkurrierenden Interpretationen von Welt rangen um Deutungshoheit? Welche alternativen Diskursräume etablierten sich? Welche politischen Konzepte waren jeweils handlungsleitend und welche Rolle spielte das Recht als wirkmächtiges Instrument zur Verankerung von Ansprüchen und Diskursen? Die Projekte haben zum Ziel, die komplexen gesellschaftlichen Transformationsprozesse in der Zeitgeschichte verständlich zu machen, indem sie die binäre Gegenüberstellung von Gesellschaft und Globalisierung auflösen zugunsten einer nuancierten Analyse globaler Konstellationen und der Frage, wie die europäischen Gesellschaften diese prägten und von ihnen geprägt wurden.