Auch Städte haben Biographien. Sie verfügen über distinktive Images und sind zugleich Projektionsflächen und
Stifter sozialer Identität, was sie voneinander unterscheidbar macht und ihnen Anziehungskraft für ihre Bürger wie für ihre Besucher verleiht. Nicht selten tragen sie aber auch historisch gewachsene Bürden, sind gar zu ikonographischen Verdichtungen einer grausamen Geschichte geworden.
Die verschiedenen Modi, mit den politisch oder gesellschaftlich als schmerzhaft oder auch peinlich empfundenen Belastungen von Städten umzugehen, stehen im Mittelpunkt dieses Workshops der gleichermaßen nach dem Handeln der Akteure wie nach den sie leitenden Verständigungscodes fragt: Wer prägt Stadtimages mit welcher Intention? Für welche Arten des Umgangs mit der Geschichte entscheiden sie sich – das Ausblenden, die Umdeutung, die kritische Auseinandersetzung oder die aktive Nutzung im Sinne eines „dark tourism“? Welche weiteren Faktoren, wie zum Beispiel kulturelle Paradigmenwechsel oder touristische Trends, schränken die Optionen der Akteure ein, beeinflussen das Image eines Ortes oder verändern es? Welche unterschiedlichen oder parallelen Strategien wählten die konkurrierenden Gesellschaftssysteme zwischen 1945 und 1989? Welche Folgen hatte die "kathartische Revolution", die das "Bekenntnis zur Schande" aus dem Negativimage einen "point of interest" in der Navigation macht. Diesen Fragen will sich die Tagung sowohl im deutsch-deutschen als auch im internationalen Vergleich widmen.
Tagungsflyer mit Programm (pdf)
Aktueller Hinweis: Die Abschlussdiskussion moderiert Frank Bösch.
Programm:
Donnerstag, 12. Februar 2015
BEGRÜSSUNG (15.30 Uhr)
STADTIMAGES UND TOURISMUS (16.00 - 19.00 Uhr)
Ralph Richter, Erkner:
Pluspunkte sammeln? Städtische Imagekonstruktionen vor und nach dem cultural turn in der Stadtforschung
Birgit-Katharine Seemann, Potsdam:
Potsdam – die schöne Unsichtbare. Erzählungen eines Sehnsuchtsortes
Hanno Hochmuth, Potsdam:
Dark Tourism in Berlin. Authentizität und Histotainment im gegenwärtigen Geschichtstourismus
Alexa Färber, Hamburg:
Urbanes Imagineering – zum Verhältnis zwischen Stadtgeschichte und Stadtmarketing
Thomas Etzemüller, Potsdam:
Imaginary Landscapes – (Stadt-)Landschaften als Projektionsräume sozialer Ordnungsvorstellungen
Moderation: Achim Saupe, Potsdam
ÖFFENTLICHE ABENDVERANSTALTUNG:
SCHATTENORTE. HISTORISCHE LASTEN UND STÄDTISCHE IMAGES (19.30 Uhr)
Begrüßung: Jann Jakobs
Vortrag: Martin Sabrow
Diskussion: Alexa Färber, Jann Jakobs, Martin Sabrow
Moderation: Irmgard Zündorf
Freitag 13. Februar 2015
FALLBEISPIELE I (10.15 - 12.15 Uhr)
Sven Felix Kellerhoff, Berlin:
Berlin – gebrochene Geschichte als Standortvorteil
Alexander Schmidt, Nürnberg: Von der verdrängten Last zum Tourismussegment? Der Umgang Nürnbergs mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit seit 1945
Günter Riederer, Wolfsburg:
Verschweigen, Streiten, Erinnern – Über den Umgang mit Geschichte in der Stadt Wolfsburg nach 1945
Albert Feiber, München:
Zwischen Vermarktung und Verdrängung. Der Obersalzberg im Schatten Adolf Hitlers
Moderation: Irmgard Zündorf, Potsdam
FALLBEISPIELE II (13.30 - 15.30 Uhr)
Anne Fuchs, Warwick:
Zwischen Kontinuität und Diskontinuität: die Bombardierung Dresdens im kulturellen Gedächtnis
Andreas Ludwig, Potsdam:
Wo die Zukunft Gegenwart war. Phasen der Selbstbeschreibung Eisenhüttenstadts
Silke Klewin, Bautzen:
Weg vom »Gelben Elend« hin zu »Viele Türme – gute Aussichten«. Zu den Versuchen des Imagewandels der Stadt Bautzen
Justus H. Ulbricht, Dresden:
Weimarer Erinnerungsversuche: Der Schatten des Ettersbergs und der Glanz der Klassik
Moderation: Peter Ulrich Weiß, Potsdam
ÖFFENTLICHE PODIUMSDISKUSSION: SCHATTENORTE IN DER MEDIALEN REPRÄSENTATION (16.00 - 17.00 Uhr)
Podium: Robert Thalheim im Gespräch mit
Birgit-Katharine Seemann, Potsdam und
Judith Keilbach, Utrecht.
Moderation: Frank Bösch, Potsdam
Der Regisseur Robert Thalheim verarbeitete in dem Film »Am Ende kommen Touristen« (2007) seine eigenen Erfahrungen als Zivildienstleistender der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz.
Tagungsbericht:
Schattenorte. Stadtimage und Vergangenheitslast, 12.02.2015 – 13.02.2015 Potsdam,
in: H-Soz-Kult, 29.04.2015
Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte
Am Alten Markt 9
14467 Potsdam
Veranstalter:
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Stadt Potsdam
Organisation: Stefanie Eisenhuth, Dr. Irmgard Zündorf (ZZF Potsdam)
Anmeldung zur Teilnahme an der Tagung bis zum 11. Februar 2015 an:
Stefanie Eisenhuth, eMail: eisenhuth [at] zzf-pdm [dot] de
Kontakt:
Dr. Irmgard Zündorf
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
eMail: zuendorf [at] zzf-pdm [dot] de