Industrieunfälle bilden seit der Industrialisierung eine bedeutende gesellschaftliche Herausforderung. Bereits die Prävention und Prognose von Unfällen und die damit verbundenen Ängste gewannen im Zeitalter der Chemieindustrie und Atomkraft eine große soziale, ökonomische und politische Bedeutung. Tatsächliche Unfälle erschütterten vielfach über die unmittelbar Betroffenen hinaus soziale Konstellationen und Normen. Entsprechend gewann auch die Kommunikation in derartigen Krisen an Bedeutung und wurde oft selbst zum Problem. An der Analyse von möglichen und tatsächlichen Unfällen lassen sich zudem grundsätzliche gesellschaftliche Vorstellungen ausmachen – wie insbesondere das Verhältnis von Mensch und Maschinen, der Umgang mit Risiken oder die Lernfähigkeit von Unternehmen und Gesellschaften.
Der Workshop untersucht die Antizipation von und die Reaktion auf Industrieunfälle – und damit das Zusammenspiel von Erwartungen und Erfahrungen. Er blickt dabei vergleichend auf westliche Demokratie und sozialistische Diktaturen, um so systembedingte und übergreifende Herausforderungen auszumachen.
Programm:
9.15 Uhr
Frank Bösch/Thomas Lindenberger
Begrüßung
9.30 Uhr
Katja Patzel-Mattern (Heidelberg)
Aus Industrieunfällen lernen? Die Explosionsunglücke bei der BASF 1921
10.30 Uhr
Thomas Lindenberger (Potsdam)
„Havarien“ in der „sozialistischen Menschengemeinschaft“: Der Fall der Explosionskatastrophe in Bitterfeld 1968
11.30 Uhr
Nicolai Hannig (München)
Prävention berechnen. Versicherungen und die Kalkulation von Katastrophen
12.30 -13.15 Uhr Mittagspause
13.15 Uhr
Frank Bösch (Potsdam)
Schwachstelle Mensch? Harrisburg und der Umgang mit Unfällen in AKWs in den 1970er Jahre
14.15 Uhr
Dolores Augustine (New York)
On the Brink of Disaster? Comparing Nuclear Power Plant Safety in the GDR and the Federal Republic
15.15 Uhr
Anna Veronika Wendland (Marburg)
„Man brauchte immer jemanden, der schuld war“ Unfälle, Wissensproduktion und nuklearer Arbeitsalltag in der sowjetischen Kernenergiewirtschaft
16.15 -16.45 Uhr
Abschlussdiskussion
Programm Workshop "Industrieunfälle im 20. Jh. (pdf, Stand v. 5. Juni 2015)
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Kleiner Seminarraum
Am Neuen Markt 9d
14467 Potsdam
Da der Workshop vorab verschickte Papiere diskutiert, ist eine Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Diese erbitten wir bis zum 2. Juli 2015 per Email an Judith Koettnitz: koettnitz [at] zzf-potsdam [dot] de
Prof. Dr. Frank Bösch
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
sekretariat [at] zzf-potsdam [dot] de