Das Ende des Kalten Krieges liegt 25 Jahre zurück und dennoch erfolgt
die Historisierung des Konfliktes, der die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts so maßgeblich geprägt hat, nur schleppend - insbesondere im
Hinblick auf die Bedeutung seines wohl prominentesten Symbols: Berlin.
Über die Rolle der städtischen Bevölkerung zu Beginn des Kalten Krieges,
über dessen alltäglichen Auswirkungen und den Umgang mit der knapp 40
Jahre währenden alliierten Besatzung, speziell in den Jahren nach dem
Mauerbau, wissen wir nur wenig. Die Leitfrage des Workshops setzt
deshalb genau an dieser historiographischen Ungewissheit an: Wie lässt
sich das Phänomen "Cold War Berlin" zugleich politik-, kultur- und
gesellschaftsgeschichtlich fassen?
In Berlin verschwammen die Grenzen zwischen Welt- und Lokalpolitik,
weshalb wir uns am ERSTEN TAG der historische Verortung der geteilten
Stadt widmen werden. Im Spannungsfeld von Ost und West, von Alliierten
und Deutschen, von Bonn und Ost-Berlin, aber auch zwischen Bonn und
West-Berlin sowie zwischen Moskau und Ost-Berlin verlieren sich die
Konturen der Stadtgeschichte nur zu leicht. Bis heute stellen die
hochgradig politisch aufgeladenen Bezeichnungen - Berlin, Hauptstadt der
DDR, West-Berlin, Westberlin, Berlin (West) - eine Herausforderung für
auf wissenschaftliche Distanz bedachte Historiker dar. Den Verbindungen
innerhalb und über nationale Grenzen hinweg widmet sich der Workshop am
ZWEITEN TAG. Hier wird es darum gehen, die Teilung selbst in den Blick
zu nehmen: Wie absolut war sie, wo gab es auch nach 1961 noch
Verflechtungen und wie begegnete die Berliner Bevölkerung der Teilung?
Das Zusammenspiel der physischen und mentalen Grenzüberschreitungen soll
in dieser Sitzung ins Verhältnis gesetzt werden. Abschließend, am
DRITTEN TAG, soll Berlin als Erinnerungsort diskutiert werden. Aufgrund
des ost- und westdeutschen Erbes soll vor allem erörtert werden, ob die
wiedervereinte Stadt überhaupt einen einheitlichen Erinnerungsort
darstellt und wie die Geschichte Berlins in Relation zur
deutsch-deutschen Geschichte erinnert und erzählt wird. Vor diesem
Hintergrund sollen Berlin-Mythen aus den Zeiten des Kalten Krieges
analysiert und darauf befragt werden, wie sie noch heute unser
Geschichtsverständnis prägen.
Programm:
DO 09.07.2015, ab 10 Uhr: LOCATING BERLIN IN THE COLD WAR
Begrüßung: Martin Sabrow (HU), Konrad H. Jarausch (UNC)
- Thomas Schaarschmidt (ZZF Potsdam): Berlin during the Third Reich
- Amélie zu Eulenburg (HU) & Eva Balz (Ruhr-Universität Bochum):
After-lives of the Volksgemeinschaft in post-war Berlin
- David Barclay (Kalamazoo College): Division of the Spoils. Berlin as
Symbol and Prize?
- Clara Oberle (University of San Diego): Between Old War and Cold War:
Berlin as Housing and Urban Planning Laboratory
- Q & A and Roundtable Discussion, facilitator: Scott Krause (UNC)
18.00 Public Event: The Sound of Cold War Berlin @ Sage Club
Ort: Sage Club Berlin, Köpenicker Straße 76 in Berlin (U-Bhf. Heinrich-Heine-Straße)
18.00 Uhr Talk am Pool
20.00Uhr, Rock at Sage - Cold War Berlin Edition
Zu dieser Abendveranstaltung ist keine Anmeldung notwendig. Eintritt frei bis 22.00 Uhr.
Programm des Public Event (Plakat, pdf)
FR 10.07.2015, ab 10 Uhr: DISJOINTED & RESILIENT LOCAL ENTANGLEMENTS
- Andreas Etges (LMU, München): Destination Berlin. Staging Visits in
Berlin.
- Briana Smith (University of Iowa): Creative Alternatives. Experimental
Art Scenes and Cultural Politics in East and West Berlin, 1971-1999.
- Sarah Thomsen Vierra (New England College): Living in the Wall's
Shadow: Berlin's Turkish Community
- Robert Beachy (Yonsei University, Seoul): Gay Berlin. Homosexuality in
the Niches of Division
- Q & A and Roundtable Discussion, facilitator: Konrad H. Jarausch (UNC)
SA 11.07.2015, ab 10 Uhr: BERLIN'S MEMORY CULTURE
- Krijn Thijs (Amsterdam): Narrating Cold War Berlin before 1989
- Andreas Ludwig (ZZF Potsdam): Beyond the Cold War there is still
Berlin. Local History in Museums
- Paul Steege (Villanova University): Berlin's Borders Revisited after a
Quarter Century
- Q&A Session
- Roundtable Discussion: "Exhibiting the History of (Cold War) Berlin"
Konrad H. Jarausch will present the "Zentrum Kalter Krieg"
Progamm des Workshops als pdf-Datei.
Gefördert aus Mitteln des Zukunftskonzepts der Humboldt-Universität zu
Berlin im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern und
unterstützt durch die University of North Carolina at Chapel Hill, den
Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR sowie die
Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6, Raum, 3119
Veranstalter:
Humboldt-Universität zu Berlin
University of North Carolina at Chapel Hill
Martin Sabrow (HU Berlin, ZZF Potsdam)
Organisation:
Stefanie Eisenhuth (HU Berlin, ZZF Potsdam)
Humboldt Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften, Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte
eisenhst [at] hu-berlin [dot] de
Anmeldung:
Eine Anmeldung für den Workshop ist erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Anmeldung bitte schriftlich bis zum 1. Juli 2015 per Email.
Stefanie Eisenhuth: eisenhst [at] hu-berlin [dot] de