Beginn: 18:00 Uhr
Vortrag von Arnold Bartetzky (Leibniz- Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leipzig)
Organisation: ZZF Potsdam / Pfarramt der Nagelkreuzkapelle an der ehemaligen Garnisonkirche
Eine Veranstaltung in der Reihe Potsdamer Gespräche 2020 "Streitfall Geschichte. Umgang mit dem historischen Erbe"
Veranstalter: Forum Neuer Markt
Zum Vortrag
Die Sprengung der Potsdamer Garnisonkirche im Jahr 1968 reiht sich in eine lange Liste von Kirchenzerstörungen in der DDR ein. Die Website „Kirchensprengung und –abriss in der Deutschen Demokratischen Republik“ (kirchensprengung.de) verzeichnet rund 60 im Zweiten Weltkrieg beschädigte oder auch intakt gebliebene Kirchen, die in der DDR gesprengt oder abgerissen wurden. Diese Zerstörungsbilanz sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Umgang der DDR mit Kirchengebäuden alles andere als einheitlich war. Entgegen weit verbreiteter Vorstellung war es keineswegs so, dass das SED-Regime bei jeder sich bietenden Gelegenheit Sprengkommandos anrücken ließ, um ein missliebiges Bauerbe des Christentums zu vernichten. So unbestritten eine Reihe von ideologisch motivierten Zerstörungen ist, so gab es auch vielfältige und oftmals erfolgreiche Bemühungen um Erhalt, die von staatlichen Stellen nicht nur geduldet, sondern auch unterstützt wurden. Ohne die antichristliche Stoßrichtung der SED-Politik in Frage zu stellen, wird in dem Vortrag der Versuch unternommen, anhand von Fallbeispielen aus Leipzig, Berlin und Potsdam ein differenziertes Bild des Umgangs der DDR mit Kirchenbauten zu vermitteln.
Zur Veranstaltungsreihe:
Der Umgang mit dem historischen Erbe hatte immer schon politische Brisanz. In unseren Tagen nimmt die Öffentlichkeit lebhaften Anteil an der Auseinandersetzung um das Hohenzollernerbe. Im postsowjetischen Russland entwickelten sich ganz eigene Formen der Vergangenheitsbewältigung. Aber auch schon die DDR sah sich mit den Hinterlassenschaften ihrer Vorgängerstaaten konfrontiert und ging vielfach mit bilderstürmerischem Furor gegen missliebige Gruppierungen und auch gegen Zeugnisse der Vergangenheit vor. Das neu entstandene Land Brandenburg wiederum beschäftigte sich nach 1990 mit seiner Geschichte, um Wege in die Zukunft zu entwickeln. Schließlich sehen sich die Museen immer stärker der Frage nach der Herkunft ihrer Sammlungsbestände ausgesetzt und in Provenienzkonflikte verwickelt, die über Jahrzehnte ausgefochten werden.
In der Veranstaltungsreihe möchten wir mit Expertinnen und Experten, aber auch mit Ihnen über besonders markante Streitfälle sprechen und die Möglichkeiten diskutieren, wie wir mit dem historischen Erbe in Zukunft umgehen sollten. Dafür haben sich jeweils unterschiedliche Partnereinrichtungen zusammengefunden, die an verschiedenen Orten in Potsdam an sechs Abenden zum Gespräch einladen.
Weitere Termine der Potsdamer Gespräche 2020
8. Oktober 2020 | 18:00 Uhr
30 Jahre Brandenburg: Ein Land entsteht
Podiumsdiskussion mit Uta Leichsenring (ehemalige Polizeipräsidentin Eberswalde),
Hans-Jürgen Wende (Präsident des Landgerichts Potsdam a. D.) und
Thomas Wernicke (ehemaliger Stadtverordneter der Stadt Potsdam)
Moderation: Florentine Schmidtmann (HBPG)
Ort: Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte | Am Neuen Markt 9 | 14467 Potsdam
Organisation: Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH / Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte
5. November 2020 | 18:00 Uhr
Von der Ausnutzung zur Verdrängung: Die Enteignung mittelständischer Betriebe in der DDR 1972
Vortrag von Frank Ebbinghaus
Im Anschluss Zeitzeugengespräch mit Hannelore und Stefan Scharbeck, 1972 in Rathenow enteignete Optiker
Moderation: Rainer Potratz (LAkD)
Ort: Potsdam Museum | Am Alten Markt 9 | 14467 Potsdam
Organisation: Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur / Moses Mendelssohn Zentrum
26. November 2020 | 18:00 Uhr
Mit Alexander von Humboldt durch das heutige Russland
Werkstattgespräch mit dem Fotografen Frank Gaudlitz (Potsdam) und dem Philosophen Alexander Sologubow (Kaliningrad)
Moderation: Klaus Harer (Deutsches Kulturforum östliches Europa)
Ort: Potsdam Museum | Am Alten Markt 9 | 14467 Potsdam
Organisation: Deutsches Kulturforum östliches Europa / Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte
10. Dezember 2020 | 18:00 Uhr
Provenienzforschung – und dann? Zur Herkunft der Kunstwerke in musealen Sammlungen
Vortrag von Linda Hacka (Museum Barberini)
Moderation: Franziska Bomski (Einstein Forum)
Ort: Einstein Forum | Am Neuen Markt 7 | 14467 Potsdam
Organisation: Einstein Forum / Museum Barberini
Nagelkreuzkapelle
Breite Str. 7
14467 Potsdam
Dr. Irmgard Zündorf
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
zuendorf [at] zzf-potsdam [dot] de (zuendorf[at]zzf-potsdam[dot]de)