Über das Verkehrsregime in der DDR zwischen rigorosen Sicherheitsmaßnahmen auf den Straßen und modernen Präventionskonzepten.
Die SED versuchte umfassend Sicherheit in der DDR herzustellen. Wie Franziska Kuschel zeigt, bezog sich dieser Anspruch über die politische Überwachung hinaus auch auf alltägliche scheinbar unpolitische Bereiche wie die Verkehrssicherheit. Auch hierfür erhielt das Innenministerium der DDR die Zuständigkeit. Anhand der internen Entscheidungen dieses Ressorts verdeutlicht die Autorin, wie die DDR im Verkehrswesen eine Steuerungsutopie entwickelte und zu einem vorbeugend handelnden Staat wurde. Sie zeigt, wie ein breites Spektrum an präventiven Maßnahmen zur Verhaltenssteuerung entstand: von der Verkehrserziehung in Schulen und Betrieben über die gefürchteten »Stempel« auf der Straße bis hin zu öffentlichkeitswirksamen Kampagnen, Filmen und Fernsehsendungen wie etwa dem »Verkehrsmagazin«. Vieles reichte dabei weit über die Sicherheitskonzepte in der Bundesrepublik hinaus, wie die Null-Promille-Grenze oder das rigoros überwachte Tempo-Limit. Die Autorin präsentiert damit sowohl eine neue Perspektive auf die DDR-Sicherheitsgeschichte als auch unerwartete Befunde zur Regulierung des Verkehrswesens in der DDR.
Franziska Kuschel war von 2014 bis 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZZF Potsdam und ist Teil der Forschungsgruppe zur Geschichte der Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin. Die Publikation erschien als vierter Band der Reihe "Veröffentlichungen zur Geschichte der deutschen Innenministerien nach 1945", herausgegeben von Frank Bösch und Andreas Wirsching.
Presse-Information des ZZf Potsdam zur Buchveröffentlichung vom 3. Februar 2020 "Null-Promille, Stempelschein und Papp-Polizisten – neue Studie erklärt, wie die Straßen in der DDR sicherer werden sollten" (pdf)