»Ohne Geld spielt die Musik nicht.« (Eigenwerbung Radio Luxemburg)
Radio Luxemburg gilt als Sonderfall in der deutschen Rundfunkgeschichte: Ab 1957 strahlte der kommerzielle Radiosender mit Sitz im Großherzogtum ein deutschsprachiges Hörfunkprogramm ins Nachbarland aus. Damit importierte er bis dato ungekannte Marktlogiken und Marketingstrategien in das bundesdeutsche Mediensystem. Die Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Hörfunks standen somit vor großen Herausforderungen: Während sie sich vor allem dem gesetzlichen Programmauftrag verpflichtet fühlten, orientierte sich Radio Luxemburg fast ausschließlich an der Nachfrage des Publikums. Von beiden Seiten fanden inhaltliche Annäherungsprozesse statt. Der Rundfunk als primäres Kulturgut wandelte sich immer stärker zu einem Wirtschaftsgut.
Katja Berg zeigt, welche Debatten und Veränderungen aus der Konfrontation zweier unterschiedlicher Rundfunksysteme folgten. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Existenz Radio Luxemburgs in der Bundesrepublik de facto bereits vor der Liberalisierung des Rundfunks in den 1980er Jahren ein duales Mediensystem entstand.
Katja Berg war im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts »Transnationale Medienbeziehungen in Europa« wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung "Medien- und Informationsgesellschaft". Die Buchveröffentlichung basiert auf ihrem Dissertationsprojekt "Radio Télévision Luxembourg (RTL) als transnationaler Programmanbieter (1955–1980)".