Nationalismus neu erfinden. Rechte Parteien und rechte Politik von der Weimarer zur Bonner Republik

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Die Deutsche Partei (DP) verspricht Rechtsdruck (1953), Foto: Staatsarchiv Freiburg W 124 Nr. 0026.

Beginn des Projektes
November 2021

Habilitationsprojekt
Part of the project "The Radical Right in Germany, 1945-2000" supported by the Volkswagen Foundation

Die Namen der kleinen nationalistischen Rechtsparteien, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland gründeten, sind heute fast vergessen, weil sie als mehr oder weniger einflusslos gelten. Diese Studie zeigt, dass einige dieser Rechtsparteien die westdeutsche Demokratie ganz im Gegenteil in vieler Hinsicht dauerhaft prägten. Sie setzten andere Parteien so sehr unter Druck, dass diese sich zur teilweisen Übernahme rechter Forderungen veranlasst sahen und erfolgreich um die rechte Wählerschaft buhlten. Die anderen Parteien rückten also nach rechts, was mitunter als „neuer Nationalismus“ kritisiert wurde. Dieser erste „Rechtsruck“ der deutschen Nachkriegsgeschichte trat ab 1946 in mehreren Schüben auf und kam erst um 1953 an ein gewisses Ende, als die Union bei der zweiten Bundestagswahl auf über 45 Prozent kam und die extreme Rechte an der neuen 5-Prozent-Hürde scheiterte. 

Warum konnten rechte, nationalistische Parteien in Deutschland so kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder so viel Einfluss haben? Und weshalb hat man von dieser bemerkenswerten Erfolgsgeschichte noch so wenig gehört? Meine These lautet, dass die vergessenen Rechtsparteien der frühen Nachkriegszeit den politischen Nationalismus in Deutschland auf so grundlegende Weise neu erfanden, dass er oft nur noch schwer als solcher zu erkennen war. Erst heute, mit großem zeitlichem Abstand und vor dem Hintergrund des Aufstiegs nationalistischer Parteien in vielen Teilen der Welt wird sichtbar, dass der parteiförmige Nationalismus, der die Weimarer Republik bekämpft und 1933 unter Führung der Nazis zerstört hatte, nach 1945 in Deutschland nicht etwa verschwand, sondern sich transformierte. So wurden viele Parteien des nationalistischen Lagers von den bürgerlichen Parteien aufgesogen, in denen sich daraufhin nationalkonservative und nationalliberale Flügel bildeten. Zudem wurde nationalistische Politik in der Regel nicht im Namen „der Nation“ praktiziert, sondern mit dem Kampf gegen den Kommunismus, der Verteidigung des Rechtsstaats, dem Schutz des freien Unternehmertums oder der Herstellung des inneren Friedens gerechtfertigt. Wie rechte Parteien diese Transformation des deutschen Nationalismus vorantrieben und welche Folgen rechte Parteipolitik für den demokratischen Wideraufbau hatte, untersucht dieses Buch.

To project website: https://projekt.radikale-rechte.de/

Dominik Rigoll - Portraitfoto
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Dominik Rigoll

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

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Telefon: 0331/74510-121

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