Elisabeth Kimmerle mit Bestnote "summa cum laude" an der Universität Potsdam promoviert

Disputation Elisabeth Kimmerle am 18. Dezember 2024 an der Universität Potsdam.

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Elisabeth Kimmerle (Mitte) mit Prof. Dr. Frank Bösch (rechts) und Privat-Dozentin Dr. Nora Lafi (links), die ihre Dissertation betreuten, Fotocredit: Laura Haßler.

Elisabeth Kimmerle hat ihre Dissertationschrift "Frauen in Bewegung. Migrantische Aushandlungsräume des Politischen zwischen West-Berlin und der Türkei (1961-1990)" erfolgreich an der Universität Potsdam verteidigt. Sie wurde mit der Bestnote "summa cum laude" promoviert. Gutachter waren Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam/Universität Potsdam) und Privat-Dozentin Dr. Nora Lafi (ZMO Berlin). 

In ihrer Arbeit geht Elisabeth Kimmerle der Frage nach, wie Migrantinnen die Bedingungen und Grenzen politischer Handlungsmacht im transnationalen Raum ausgelotet und ausgeweitet haben. Anhand sozialer Räume wie der Fabrik, dem Frauenwohnheim, der Straße und Frauenvereinen zeichnet sie den Wandel eigensinniger Praktiken, migrantischer Selbstorganisation und grenzüberschreitender Mobilisierung zwischen 1961 und 1990 in transnationaler und geschlechtergeschichtlicher Perspektive nach. Im Zentrum der Arbeit stehen Zeitzeuginnen als translokale politische Akteurinnen. Ein akteurszentrierter Fokus auf die Erfahrungen von Migrantinnen rückt politische Räume jenseits institutionalisierter Formen des Politischen in den Blick und stellt Dichotomien von maskulin konnotierter politischer Selbstorganisation und weiblich imaginierten Alltagspraxen in Frage.

Ein zentrales Argument der Arbeit von Elisabeth Kimmerle ist, dass sowohl Migrantinnen als auch staatliche Akteure das Private politisierten, weil Migration durch Geschlecht strukturiert war.  Geschlecht und prekäre Aufenthaltsbedingungen waren dabei intersektional verflochten: Auch durch migrationspolitische Regelungen sowie Diskriminierung und Rassismus wurden für Migrant*innen Bereiche politisiert, die Staatsbürger*innen gemeinhin als privat betrachten.

Migrantinnen aus der Türkei waren treibende Kräfte sozialen und politischen Wandels. Sie transformierten mit ihren Praktiken Geschlechterverhältnisse und verschoben die Grenzen zwischen Privatem und Politischem. Ob die Vereinbarkeit von Lohnarbeit und Familie, das kommunale Wahlrecht oder die Forderung nach einem eigenständigen Aufenthaltsrecht: Migrant*innen brachten Themen auf die politische Agenda, die geltende Konzepte von Arbeit, Geschlecht, politischen Rechten und Staatsbürgerschaft zur Disposition stellten. Indem sie gegen Repressionen in der Türkei protestierten, aber auch die Ausschlussmechanismen der Demokratie in der Bundesrepublik kritisierten, stießen sie Auseinandersetzungen über kollektive Selbstentwürfe an.

Elisabeth Kimmerle forschte seit Mai 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung IV: Regime des Sozialen. Ihr Projekt war Teil des Verbundprojekts "The Historicity of Democracy in the Muslim and Arabic Worlds", das am ZZF von Prof. Dr. Frank Bösch geleitet wurde.