Die Folgen des verlorenen Weltkriegs überschatteten von Beginn an das Ringen um die politische Zukunft Deutschlands in der Weimarer Zeit, zudem die Antagonismen der Akteure in Staat und Gesellschaft mit ihren jeweils bis ins Gewalttätige und Extreme reichenden Positionen. Gleichwohl blieben exzessive Gewaltausbrüche räumlich begrenzt, und sie lagen auch nicht in den revolutionären Wochen unmittelbar nach Kriegsende.
Vielmehr entlud sich, wie die Beiträge des Buches zeigen, rohe Gewalt, auch staatlich verübt oder gebilligt, in ihren unterschiedlichen Formen zumeist dann und dort, wo sich Akteure entweder durch politische oder soziale Entwicklungen herausgefordert sahen oder sich in einer für ihre Interessen vorteilhaften Position glaubten. Schlägereien, willkürliche Verhaftungen, Folter, Totschlag und Mord an Gefangenen oder auf offener Straße hatten unterschiedliche Motive: hasserfüllte Ablehnung der neuen Staatsform und ihrer Exponenten, Angst vor dem Abgleiten in Bürgerkrieg oder Diktatur, verbissene Kämpfe um den eigenen sozialen oder gesellschaftlichen Status.
Das Buch beleuchtet fesselnd und perspektivreich Motive und Handlungen unterschiedlichster Akteure in einer Epoche grundstürzender Veränderungen, in der die Zukunft der jungen Republik auch schon vor der Usurpation der Macht durch die Nationalsozialisten mehr als einmal am seidenen Faden hing.
Das Buch erschien 2023 im Wallstein Verlag und jetzt in Lizenz in der Reihe der Bundeszentrale für politische Bildung.
Martin Sabrow ist seit 2022 Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und seit September 2021 Sprecher des Leibniz-Forschungsverbundes "Wert der Vergangenheit". Von 2004 bis 2021 leitete Martin Sabrow als Direktor das ZZF.