"Roter Millionär", "Künstler in Sachen Revolution", "Pressezar" - in der ständig wachsenden internationalen Literatur wird der KPD-Funktionär und Verleger Willi Münzenberg (1889-1940) in höchst widersprüchlicher Weise behandelt. Er gilt als Erfinder moderner Medienmodelle und Architekt einer postkolonialen Welt. Zugleich wird er als Moskaus geheimer Verführer westlicher Intellektueller beschrieben. Durch seinen Bruch mit Stalin und der KPD Ende der 1930er Jahre blieb Münzenberg in der DDR "Unperson" und stille Herausforderung zugleich.
Auf der europäischen Willi-Münzenberg-Tagung soll eine kritische Bilanz dieser interdisziplinär gewonnenen Forschungsergebnisse gezogen werden. Ziel ist es weiterhin, der Diskussion von Schlüsselthemen der internationalen Kommunismusforschung in diesem Zusammenhang neue Impulse zu verleihen. Auf Grundlage laufender und abgeschlossener Projekte geht es um die Erschließung neuer Forschungsfelder: Welchen Beitrag leistete Münzenberg im Kräftedreieck von Komintern, Deutschland und Sowjetunion, zur Politik des revolutionären und demokratischen Sozialismus, zu Antifaschismus und Antistalinismus sowie ihrem Wandel in der Zwischenkriegszeit? Worauf beruhten die um ihn gestrickten internationalen Solidaritätsorganisationen, Netzwerke und ihre Propagandakonzepte? Wie sah deren praktische Umsetzung aus? War Münzenberg der hellsichtige Antifaschist oder nur ein Kulissenschieber im Auftrage Stalins? In die Diskussion hinein fließen Beispiele aus den Bilderwelten der 1920er und 1930er Jahre, Analysen zu verschiedenen Milieus der kommunistischen Bewegung sowie kritische Reflexionen über die Rolle engagierter Intellektueller zwischen sozialer und künstlerischer Revolution. Münzenbergs Wirken wird für die einzelnen Themenschwerpunkte hinterfragt und den jeweiligen Forschungskontexten zugeordnet.
Anmeldung: bis 5. Oktober 2012 bei Uwe Sonnenberg, Uwe.Sonnenberg[at]web.de
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Tagungsbericht auf HSK
von Ralf Hoffrogge, Universität Potsdam vom 20.11.2012
Bericht bei Sozonline.de
von Raimund Waligora
Münzenberg-Saal im Bürogebäude am Franz-Mehring-Platz 1, Berlin
Veranstalter:
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF Potsdam)
Universität Åbo-Akademie (UAA), Finnland
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin
Institut für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum (ISB)
Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1, Berlin
Leitung und Organisation:
Bernhard H. Bayerlein (ZZF Potsdam)
Uwe Sonnenberg (ZZF Potsdam)
Holger Weiss (UAA)
Anmeldung: bis 5. Oktober 2012 bei Uwe Sonnenberg, Uwe [dot] Sonnenberg [at] web [dot] de