In der Arbeitswelt der DDR bestanden markante soziale Ungleichheiten, die sich mit der Vereinigung verschärften.
Die Gesellschaft der DDR war stark über die Arbeit im Betrieb organisiert, die wesentlich zur »Vergesellschaftung« beitrug. Da Betriebe das soziale und materielle Leben organisierten, prägten sie auch soziale Ungleichheit, obwohl sich die DDR als egalitäre Gesellschaft verstand. Jessica Lindner-Elsner untersucht am Beispiel des VEB Automobilwerk Eisenach, das den Wartburg baute, wie sich Arbeitsbedingungen und soziale Ungleichheit wandelten. Dies zeigt sie für die Kernbelegschaften und vulnerable Arbeiter:innen wie etwa Strafgefangene, Menschen mit Behinderungen und Ausländer. Sie waren gegenüber Mitarbeiter:innen in Normalarbeitsverhältnissen benachteiligt. Deutlich wird zudem die Ungleichbehandlungen von Frauen, die aufgrund fortbestehender Rollenverteilungen weniger flexibel auf Arbeitsanforderungen regieren konnten.
Die Autorin fragt, wie solche Benachteiligungen im planwirtschaftlichen System entstanden. Ebenso zeigt sie, wie sich die Muster sozialer Ungleichheit im Übergang zur Marktwirtschaft veränderten, als das Automobilwerk durch die Treuhandanstalt abgewickelt wurde und mit Opel in Eisenach ein neuer Hersteller übernahm.
Mehr über die Forschung von Jessica Lindner-Elsner erfahren Sie im ZZF Podcast, in der Folge »Ostdeutsche Arbeitswelten im Umbruch«.
Lesen Sie auch den BPB-Artikel »Arbeitsbeziehungen und soziale Ungleichheit – Die Arbeitsgesellschaft der DDR« von Jessica Lindner-Elsner und Ronny Grundig.
Jessica Lindner-Elsner studierte in Erfurt Geschichts- und Sozialwissenschaften. Sie ist assoziierte Wissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und arbeitet seit 2022 als Leiterin des Archivs der Stiftung Automobile Welt Eisenach und ist stellvertretende Museumsleiterin des Museums automobile welt eisenach. Zuvor war sie Doktorandin am ZZF und Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung im Graduiertenkolleg „Soziale Folgen des Wandels in der Arbeitswelt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts". Das Buch basiert auf ihrer Dissertationsschrift und entstand am ZZF, in der Abteilung IV Regime des Sozialen.