Konservatismus und Autoritarismus im Staatssozialismus
Mit dem Aufkommen konservativer, autoritärer und populistischer Bewegungen haben sich nicht zuletzt in Ländern des ehemaligen Ostblocks neue, illiberale Regime etabliert. Inwieweit die Ursprünge dieser Entwicklung in die Zeit des Staatssozialismus zurückreichen, wird zunehmend auch von den Geschichtswissenschaften diskutiert. Diese Perspektive stellt die lange vorherrschende Interpretation infrage, der Zusammenbruch des Kommunismus sei ein säkularer Triumph des „Westens“ und seiner Werte von Demokratie, Pluralität und Liberalität gewesen.
Die Beiträge des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung (JHK) 2022 fragen nach der Bedeutung konservativer Denkfiguren in den staatssozialistischen Gesellschaften, nach Heimat, autoritären Mentalitäten, patriarchalen Familienbildern und ethnischer Homogenität. Sie ermöglichen einen Blick zurück auf die Ursprünge des postkommunistischen Antiliberalismus der Gegenwart. Geografische Schwerpunkte bilden die SBZ/ DDR, Rumänien und die Sowjetunion sowie ihre Nachfolgestaaten.
Die Ausgabe 2022 des JHK dokumentiert Beiträge, die für die (pandemiebedingt ausgefallene) 2. Hermann-Weber-Konferenz für Historische Kommunismusforschung in Berlin im Jahr 2020 geplant waren. Der Band wurde von Jens Gieseke (ZZF) konzipiert und in Kooperation mit ihm herausgegeben. Die weiteren Herausgeber des Jahrbuchs sind: Ulrich Mählert • Jörg Baberowski • Bernhard H. Bayerlein • Bernd Faulenbach • Peter Steinbach • Stefan Troebst • Manfred Wilke im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Lesen Sie Abstracts der einzelnen Beiträge auf der Website der Stiftung.
Dr. Jens Gieseke leitet am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (zus. mit Juliane Fürst) die Abteilung I "Kommunismus und Gesellschaft".