Informationen über Industrieangestellte im "Arbeiterstaat" der DDR sind äußerst rar. Im offiziellen Sprachgebrauch - und damit der herrschenden Ideologie einer großen "Werktätigengemeinschaft" entsprechend - zählten sie schlicht zu den Arbeitern. Dies wird der sehr heterogenen Gruppe von Angestellten jedoch kaum gerecht: Bei näherer Betrachtung nämlich zeigen sich gravierende Differenzen v.a. zwischen der besonders desolaten Lage der "einfachen Angestellten", zumeist Frauen, und den privilegierten, mit Verfügungsgewalten ausgestatteten leitenden Angestellten, deren Informations- und Entscheidungsmonopol wesentlich auf der Zugehörigkeit zur herrschenden SED beruhte. Renate Hürtgen ermöglicht erstmals einen funktional und sozial differenzierten Einblick in die verschiedenen Milieus und das Selbstverständnis von Industrieangestellten in der DDR seit 1945. Die Beschreibung der unterschiedlichen Stellungen und Funktionen von Angestellten in der Betriebshierarchie gibt zugleich Auskünfte über die Macht- und Herrschaftsstrukturen im Volkseigenen Betrieb (VEB). Strukturen übrigens, deren Existenz in der offiziellen Ideologie geleugnet wurden.
Angestellt im VEB
Loyalitäten, Machtressourcen und soziale Lagen der Industrieangestellten in der DDR
Bildinfo
Jahr
2009
Ort
Münster
Verlag
Westfälisches Dampfboot
Seiten
309
ISBN
978-3-89691-774-4