Indiens Weg zur Technologienation nach 1947 – eine internationale Geschichte des digitalen Zeitalters.
In den 1950er Jahren kamen die ersten elektronischen Computer nach Indien. Inzwischen stehen indische Programmierer für die Verflechtungen einer globalisierten Welt. Michael Homberg untersucht die lange, wechselvolle Geschichte des indischen Wegs ins digitale Zeitalter. Er zeigt, wie sehr das Aufkommen digitaler Expertise in Indien zugleich Ergebnis nationaler Anstrengungen und internationaler Kooperationen war. Schon in den ersten Jahren der Republik förderten Industrienationen wie die Bundesrepublik und Großbritannien, aber auch die USA und die UdSSR den Ausbau der Computertechnik und -ausbildung in Indien. Der Autor erforscht die Wurzeln dieser internationalen Förderprogramme in der Ära des Kalten Krieges und ergründet den wachsenden Wunsch in der indischen Computerindustrie nach »digitaler Unabhängigkeit« auf dem globalen IT-Markt ab den 1970er Jahren sowie den Siegeszug elitärer Programmierer im Silicon Valley zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Er analysiert die Voraussetzungen, Dynamiken und Folgen der globalen Austauschprozesse in Indien nach 1947 und dezentriert so die vorrangig westliche Perspektive der Computergeschichte und deren Meistererzählungen.
Michael Homberg, geb. 1987, studierte Geschichte, Politologie und Germanistik in Köln. Für seine Dissertation wurde er 2017 mit dem Offermann-Hergarten-Preis ausgezeichnet. Er war Feodor Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Stanford University, der UC Berkeley und der Harvard University. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF).
Medienstimmen
»(eine) eindrucksvolle Darstellung des indischen Wegs in die digitale Unabhängigkeit«
(Stefan Fröhlich, FAZ, 21.02.2023)
»Mit seiner Untersuchung fördert Michael Homberg das Verständnis für Indien als ›Technologienation‹ (…). Der digitale Wandel ging nicht einfach von Kalifornien aus, sondern ist als Gegenstand und Treiber der jüngsten Globalgeschichte ernst zu nehmen.«
»Hombergs Arbeit liest sich gut.« (…) »Sie ist empirisch reich« und »bringt (…) eine Fülle von Evidenz dafür, wie ambivalent der Unabhängigkeitsbegriff in seiner Doppelung – als politisches und als wirtschaftliches Postulat – historisch gewirkt hat.«
»(Michael Homberg) entfaltet seine Qualitäten als Autor (…) in der Analyse unzähliger Originalquellen aus „Nord-Süd-Ost-West“. Auf dieser Basis ordnet er das Thema Computer hervorragend in die globale Entwicklungszusammenarbeit ein, die in der weltpolitischen Kommunikation nach 1945 leitend wurde, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Forschung.«
(Daniel Speich Chassé, H-Soz-Kult, 27.09.2024)
»Homberg (hat) Schneisen in die ›verschlungenen Entwicklungspfade‹ der indischen Digitalgeschichte geschlagen und sie damit für weitere Forschungen zugänglich gemacht.«
»Mit dieser innovativen Themenwahl positioniert sich die Studie am Schnittpunkt mehrerer aktueller Forschungsrichtungen. (...) (So) gelingt es Homberg, die Digitalgeschichte mit internationaler und postkolonialer Geschichte zu verbinden.«
»Der Reiz des Buches liegt zu einem großen Teil darin, dass selbst Kenner der Digitalgeschichte beim indischen Beispiel immer wieder mit der Andersartigkeit der indischen Entwicklung konfrontiert werden. Damit erzeugt das Buch auch neue Perspektiven auf die europäische Computerisierung. (...) Die von Homberg angestrebte ›Dezentrierung‹ der Computergeschichte zeigt insofern Wirkung.«
(Matthias Röhr, sehepunkte 23 (2023), Nr. 9, 15.09.2023)
»Homberg verortet die indische Technologiepolitik geschickt im komplizierten Kräftefeld (...) der globalen Machtkämpfe des Kalten Krieges, des Aufstiegs der ›Dritten Welt‹ und im späteren 20. Jahrhundert des Siegeszugs des Neoliberalismus und der Globalisierung.«
»fundierte und sachkundige« Analysen
»Anstatt eine unilineare Geschichte zu erzählen, zeigt Homberg Debatten über alternative Wege auf, die Indien einschlagen könnte.«
(Dick van Lente, Neue Politische Literatur, 05.07.2023)