Neues Land ohne Krieg? Die Konversion militärischer Flächen in Brandenburg

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Denkmal in Küstrin, Foto: Irmgard Zündorf.

Beginn des Projektes
Oktober 2024
Ende des Projektes
September 2025

Abgeschlossenes Interview- und virtuelles Ausstellungsprojekt

Der endgültige Abzug der früheren sowjetischen Streitkräfte aus Ostdeutschland am 31. August 1994 markiert symbolisch das Ende des Kalten Krieges und bildet eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte bewaffneter Konflikte. Nach fast einem halben Jahrhundert der Besatzung zog eine halbe Million Angehöriger des Militärs samt ihrer Ausrüstung innerhalb von knapp vier Jahren aus Ostdeutschland gewaltfrei ab. Geblieben sind u.a. leere Kasernen, Verwaltungsbauten, Truppenübungsplätze, Flughäfen, diverse Altlasten und eine Lücke in der deutschen Erinnerungskultur. Die gesellschaftliche Relevanz und die politischen, ökonomischen, aber auch ökologischen Konsequenzen dieses friedlichen Abzuges und der Konversion der vormals militärischen Areale wurden im vorliegenden Projekt untersucht.

Im Projekt wurden Gespräche mit Personen aus der Politik, der Konversionspraxis sowie den bürgerlichen Gruppierungen zum Abzug und der darauffolgenden zivilen Umnutzung der ehemals militärisch geprägten Orte geführt. Dabei sollten nicht nur die Bewältigungsstrategien der Konversionsaufgaben, sondern auch die eigenen Erfahrungswelten der Transformationszeit erfragt werden. Die Akteur*innen der Zeit wurden sowohl als Expert*innen als auch als Zeitzeug*innen zu den Orten und ihrer Tätigkeit vor dem Hintergrund ihrer Wendebiografien befragt. 

Forschungsfragen und Projektziele
Die Relevanz des Brandenburger Umgangs mit den Konversionsorten reicht über die reine Transformationsgeschichte und ihre lokale Bedeutung hinaus. Was soll mit dem „military waste“ geschehen? Wie werden politische, marktwirtschaftliche, gesellschaftliche und sozial-ökologische Interessen bei der Umnutzung abgewogen? Wer darf über die zukünftigen Funktionen entscheiden? Wie kann ein Versöhnungsprozess, ausgehend von den materiellen Zeugnissen des Militärs, nach dem Konfliktende nachhaltig gestaltet werden und von wem? Die in Brandenburg gemachten Erfahrungen der Zeitzeug*innen zu sammeln und in den historischen Kontext einzuordnen wird ein wertvoller Beitrag zur Transformationsforschung sein. Die verschiedenen Strategien in der Bewältigung der disruptiven Folgen des Abzuges, obwohl in ihren politischen und zeitlichen Kontexten eingebettet, weisen aber auch universale Elemente und Fragestellungen auf. Sie können als wichtige Vergleichsbeispiele in anderen Regionen und Post-Konflikt-Gesellschaften dienen. Neben dem wissenschaftlichen Anspruch solltedas Projekt durch die geplanten online Transferprodukte und ihren partizipativen Charakter das friedliche Erbe des gewaltfreien Abzugs der alliierten Truppen aus Deutschland in den heutigen Krisenzeiten ins Gedächtnis rufen.

Das Projekt wurde in Kooperation mit Dr. Małgorzata Popiołek-Roßkamp vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Erkner) durchgeführt. Das IRS übernahm hierbei die Koordination für das Drittmittelprojekt.

Hinweise zum Projektabschluss

Die im Rahmen des Projektes aufgenommenen Interviews werden in der Online-Ausstellung »Neues Land ohne Krieg. Konversion militärischer Flächen in Brandenburg nach dem Abzug ehemaliger sowjetischer Truppen« präsentiert. Die Online-Ausstellung wurde am 15. Oktober 2025 freigeschaltet.
Erarbeitet haben sie Małgorzata Popiołek-Roßkamp vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) und Irmgard Zündorf vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) unter Mitarbeit von Maximilian Gärtner und Zoe Schodder. Neben einführenden Texten umfasst die Ausstellung eine Reihe von Bildern der Potsdamer Fotografin Susanne Müller. Sie hat die Zeit des sowjetischen Truppenabzugs eindrucksvoll dokumentiert. In sechs Videointerviews sprechen Handelnde der Zeit über verschiedene Facetten der Konversion wie Politik, Planung, Bürgerproteste, Naturschutz und Denkmalpflege.
Um ein differenziertes Bild von der Bedeutung der umgewandelten Flächen für die Gesellschaft zu erhalten, gibt es die Möglichkeit, über die Website Texte und Bilder hochzuladen. Zudem können die Besucher*innen der Online-Ausstellungihre individuellen Erfahrungen und Wahrnehmungen der ehemals militärischen Flächen abgeben und Vorschläge für die weitere Nutzung eingereichen. 
 

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Irmgard Zündorf

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Email: zuendorf [at] zzf-potsdam.de
Telefon: Tel.: 0331/28991-13

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