Luftfahrtforschung und Okkupationspolitik im Zweiten Weltkrieg: Die „Außenstellen“ der Aerodynamischen Versuchsanstalt im europäischen Herrschaftsbereich des NS-Regimes

Beginn des Projektes
Januar 2023

Assoziiertes Forschungsprojekt

Während zur Geschichte der Wissenschaften im Nationalsozialismus über außeruniversitäre Forschungsorganisationen und Universitäten im Deutschen Reich ein konsolidierter Forschungsstand erreicht wurde, blieb die internationale Entwicklung der Wissenschaften im europaweiten Herrschaftsbereich des NS-Regimes bislang unterbelichtet. Das Forschungsvorhaben zur Geschichte der Luftfahrtforschung während des Zweiten Weltkrieges soll hierzu anhand der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA) Göttingen neue Perspektiven eröffnen. Neben der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (Berlin Adlershof) und der Luftfahrtforschungsanstalt Braunschweig zählt die AVA zu den wichtigsten Großforschungseinrichtungen, die nach Gründung des Reichsluftfahrtministerium seit 1933 im Kontext der Rüstungspolitik des NS-Regimes massiv ausgebaut wurden. Keine andere Luftfahrtforschungsanstalt betrieb während des Zweiten Weltkrieges in vergleichbarem Umfang Außenstellen im besetzten Ausland („Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“, die Niederlande, Frankreich, Österreich, Norwegen, die Ukraine sowie Lettland). Seit 1940 brachte die AVA entweder bestehende Einrichtungen der Luftfahrtforschung unter ihre kommissarische Kontrolle oder richtete neue Forschungsstützpunkte in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten ein. Personelle und institutionelle Netzwerke, Kom­mu­nikations­strukturen und die Mobilisierung experimenteller und theoretischer Forschung unter der kriegsbedingten Zeitökonomie werden ana­lysiert, um die Muster der Militarisierung der For­schung unter den Bedingungen der NS-Besatzungsherrschaft miteinander vergleichen zu können.