Tagungs- und Publikationsprojekt
zusammen mit: Tobias Becker, Freie Universität Berlin und Thomas Werneke, Humboldt-Universität zu Berlin
Ob politische Hochstapeleien, Finanzbetrügereien oder gefälschte akademische Expertisen – Hochstapler:innen bestimmen gegenwärtig wieder einmal die Schlagzeilen. Doch schon ein flüchtiger Blick in die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt, dass Hochstapelei lange zuvor zu einem bedeutenden Medienphänomen avancierte. So erlangten im Kaiserreich und in der Weimarer Republik die Fälle des Hauptmanns von Köpenick, des Hochstaplers Georges Manolescu, der Thomas Manns Roman „Felix Krull“ inspirierte, oder auch des „falschen Prinzen“ Harry Domela große Popularität. Bis heute erscheinen diese historischen (Vor-)Bilder als Bezugsgrößen moderner Hochstapelei, wobei die Grenzen zu Trickbetrug, Schwindel und Scharlatanerie auch in der populären Rezeption durchaus bisweilen verschwammen.
Ausgehend von der Frage, ob (und in welchem Sinne) Hochstapelei mit den politischen, sozialen und kulturellen Verwandlungen des langen 20. Jahrhunderts verbunden war, setzt sich das Forschungsvorhaben daher zum Ziel, dem Wandel des Phänomens, seiner schillernden Semantik und seiner vielgestaltigen Erscheinungen und Wirkungen in sozial-, kultur- und medienhistorischer Perspektive nachzugehen.
Im Oktober 2023 versammelte eine Tagung am ZZF Potsdam theoretisch-konzeptionelle Beiträge und konkrete Fallstudien zur Geschichte der Hochstapelei, die die deutsche Geschichte in ihre europäischen und globalen Kontexte stellen. Eine Publikation der Tagungsergebnisse ist vorgesehen.
Blog zum Forschungsvorhaben: https://hochstapelei.hypotheses.org