Stefanie Samida
Abgeschlossenes Forschungsprojekt des abgeschlossenen interdisziplinären Forschungsprojekts "Living History. Reenacted Prehistory between Research and Popular Performance" gefördert von der VolkswagenStiftung
Das Teilprojekt der Archäologie untersuchte das enge Beziehungsgeflecht von Archäologen, ‚Re-Enactors‘ und Besuchern in archäologischen Freilichtmuseen und auf historischen Events. Ziel war es, einerseits die Motive aller Beteiligten und andererseits die Bedeutung der Living History-Inszenierungen zu erforschen. Darüber hinaus sollte auch das persönliche und professionelle Vorwissen der Re-Enactors – also der Akteure – und ihre Beziehung zur akademischen Wissenschaft eingehender betrachtet werden. Fragen nach dem didaktischen Konzept der Re-Enactors standen dabei ebenso im Zentrum des Interesses wie der Einfluss ihrer Performances auf die museale Praxis und die Ausstellungskonzeption.
In die Analyse sollten neben dem Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, dem Museumsdorf Düppel auch das ‚Römerfest‘ in Hechingen-Stein einbezogen werden. Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen gehört zu den ältesten archäologischen Freilichtmuseen in Deutschland. Es wurde 1922 eröffnet und präsentierte von Beginn an Living History-Performances. Es bot damit die Gelegenheit, die Entstehung der Living History zu erforschen. Das Museumsdorf Düppel öffnete erst 1975 seine Pforten; anders als das Pfahlbaumuseum geht es auf eine Initiative interessierter Laien zurück: Es sollte ein Museum geschaffen werden, das dem Besucher das Mittelalter begreifbar macht. Mit der Zeit wuchs das Dorf von ursprünglich drei auf mittlerweile zwölf Häuser, die von den Mitgliedern des Förderkreises des Museums in Eigenregie errichtet wurden. Das ‚Römerfest‘ im Freilichtmuseum Hechingen-Stein steht stellvertretend für ähnliche historische Events, die in den letzten Jahren zunehmend durchgeführt werden. Alle zwei Jahre treffen sich hier ganz verschiedene Re-Enactmentgruppen – von Kelten über Römer bis hin zu Alamannen. Neben ‚prähistorischem Essen‘ und ebensolchen Getränken werden auch spezielle Angebote für Kinder (Modenschauen) und Rollenspiele angeboten. Ausgehend von dem kulturwissenschaftlichen Schlüsselbegriff ‚Inszenierung‘ sollte der Frage nach den Motiven für den Rollentausch von Re-Enactors, nach den Inszenierungsformen sowie nach dem didaktischen Konzept, das die Gruppen in ihrer Darstellung von Vergangenheit verfolgen, nachgegangen werden. Ein weiteres Desiderat lag in der Auseinandersetzung mit der – in vielfacher Hinsicht unbewussten – Wirkung solcher Geschichtsinszenierungen in Freilichtmuseen. Damit verbunden war einerseits die Frage nach den vermittelten Geschichtsbildern sowie andererseits nach der perzeptiven Aneignung, kognitiven Verarbeitung und den Möglichkeiten des Wissenserwerbs. [Stand: Dezember 2018]
Projekthomepage (Stand: 2017)