Durch die Linsen ihrer Kameras verewigten die am 1. September 1939 in Polen einmarschierenden deutschen Soldaten ihre Wahrnehmung des Kriegseinsatzes, des fremden Landes, der christlichen und jüdischen Bevölkerung Polens sowie der soldatischen Gemeinschaft. Nach Ende der Kampfhandlungen arrangierten sie diese fotografischen Erinnerungen in Fotoalben. Durch die soziale Praktik des Einklebens von Abzügen in die Alben, durch ihr Arrangement und durch kommentierende Bildunterschriften verliehen die Autoren den Fotografien eine zweite Bedeutungsebene – die Alben wurden zum Narrativraum für die subjektive Konstruktion der Erinnerung an den Krieg.
Das Promotionsprojekt stellt das (Soldaten-)Fotoalbum ins Zentrum der Untersuchung und geht der Narrativität dieser Quellengattung nach. Einzelbilder werden mithilfe der seriell-ikonografischen Methode analysiert und mit Blick auf wiederkehrende Bildmotive und fotografische Codes ausgewertet, um Rückschlüsse auf die Mentalität und ideologische Prägung der Wehrmachtssoldaten zu ziehen. Ausgewählte Fotografien und Alben werden zudem als visuelle Quellen der Ereignisgeschichte und des militärischen Geschehens ausgewertet und in den größeren Kontext des deutschen Überfalls auf Polen eingeordnet.