Bilaterales israelisch-deutsches Kooperationsprojekt
des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (Jan C. Behrends), der Tel Aviv University (Scott Ury) und The Hebrew University of Jerusalem/Leonid Nevzlin Research Center for Russian and East European Jewry (Semion Goldin)
Projektleitung: Professor Jan C. Behrends (ZZF Potsdam/Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Professor Scott Ury (Tel Aviv University)
Laufzeit: Februar 2025 - Januar 2027
Gefördert von der deutsch-israelischen Stiftung für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung (GIF)
Das Projekt untersucht die öffentlichen Debatten über die Erinnerung und das Bild „der Juden“ in Polen, Litauen und der Ukraine. Es fragt danach, welche Rolle die Diskussionen in dieser Region im kollektiven Gedächtnis und in den historischen Debatten in den verschiedenen Perioden spielten: im Spätkommunismus (1980-1989), Postkommunismus (1989-2004) und dem populistischen Nationalismus (2004-2020).
Trotz ihrer langen Präsenz in der Region wurde gegen Juden in den ostmitteleuropäischen Gesellschaften im Spätkommunismus der Jahre 1980 bis 1989 die antijüdische Politik fortgesetzt. Oft unter dem Deckmantel des ‚Antizionismus‘ oder des ‚Antikosmopolitismus‘“. Als Teil dieser diskriminierenden Politik wurde die Erinnerung an den Holocaust aus dem kollektiven Gedächtnis des Krieges entfernt. Denn er ließ keinen Platz für jüdische Opfer und Leiden. In der Zeit des Postkommunismus der Jahre 1989 bis 2004 wurden die öffentlichen Debatten über „die Juden“ und ihre Ermordung als Teil eines größeren Prozesse der Demokratisierung, der historischen Aufarbeitung und der postkommunistischen Nationenbildung gesehen – aber auch als Verbindung dieser Prozesse mit der raschen Erweiterung der EU in der Region.
Der Aufstieg des populistischen Nationalismus und Russlands Krieg gegen die Ukraine seit dem Jahr 2014 markieren die dritte Periode in dieser Geschichte der Erinnerung an „die Juden“ in der Region. Auch in diesem Zeitraum kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der Erinnerung an „die Juden“ und intensive historische Debatten, die so genannten Erinnerungskriege.