Die mit den Begriffen der „Informationsgesellschaft“ und der „Computerisierung“ verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesse sind bislang kein eigenständiges Untersuchungsfeld der zeithistorischen Forschung. Dies überrascht, da die Verbreitung der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien seit dem Beginn der 1980er-Jahre noch einmal einen gewaltigen Schub erfahren hat, durch den sich nicht nur der Bereich der automatisierten industriellen Produktion und der Arbeitswelt dramatisch verändert, sondern der weit darüber hinaus zu einem Wandel der sozialen Beziehungen und Kommunikationsformen sowie der kulturellen Dispositionen moderner Gesellschaften geführt hat. Der Charakter dieses Umbruchs wurde entscheidend bestimmt durch den Vormarsch des Computers in alle Bereiche der Gesellschaft und seit den 1990er-Jahren durch die rasante Verbreitung des Internet. Entsprechend häufig wird diese Entwicklung mit dem Begriff einer Revolution assoziiert und als ein fundamentaler Umbruch beschrieben. Eine Geschichte der im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts einsetzenden Krisen- und Transformationsprozesse und ihrer Langzeitfolgen bis in die Gegenwart ist nicht ohne diese Dimension zu schreiben. Auch für den Ausgang des Systemkonflikts zwischen Ost und West spielte die Frage, wie und ob die jeweiligen Gesellschaften in den Lage waren, diesen Wandel technologisch, sozial und kulturell zu bewältigen, eine entscheidende Rolle.
Am Zentrum für Zeithistorische Forschung widmet sich die Abteilung „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ diesem für die Zeitgeschichte relativ neuen Forschungsfeld. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen der konzeptionellen und methodischen Ausrichtung einer Geschichte der Informationsgesellschaft, vergleichende Forschungen zur Computerisierung der Arbeitswelt sowie Überlegungen zu den kulturellen, medialen und wissensgeschichtlichen Dimensionen der digitalen Revolution. Ziel der Tagung ist es, die verschiedenen Forschungen in diesem Bereich zusammenzuführen, zu vernetzen und das Forschungsfeld in der Zeitgeschichte sichtbar zu machen. Diskutiert werden theoretische und methodische Zugänge, mögliche Forschungsfelder, Periodisierungs- und Quellenprobleme sowie die Anschlussfähigkeit des Themas an laufende Debatten in der Zeitgeschichte. Zu klären ist darüber hinaus, wie die Zeitgeschichte sich gegenüber der Fülle von politikwissenschaftlichen, soziologischen und technikhistorischen Studien auf diesem Feld mit einem eigenständigen Forschungsprofil behaupten kann.
Aktueller Literaturhinweis zum Thema:
Jürgen Danyel/Annette Schuhmann/Jan-Holger Kirsch (Hg.) Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 9 (2012) H. 2: Computerisierung und Informationsgesellschaft
Konferenzprogramm(pdf)
Tagungsbericht auf HSK vom 18. Dezember 2012 von Marcel Berlinghoff, Universität Heidelberg
Le Manège, Am Neuen Markt 9 a/b, 14467 Potsdam
Veranstalter:
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF Potsdam)
Kontakt/Anmeldung:
Dr. Annette Schuhmann
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
schuhmann [at] zzf-pdm [dot] de
Wir bitten um Anmeldung bis zum 30. September 2012.