Menschen unter Diktaturen

Bildinfo

Art der Veranstaltung
Veranstaltungsreihe
Datum
-
Ort
Potsdam

Die Gedenkstätte Lindenstraße erinnert am historischen Ort an die Opfer politischer Verfolgung und Gewalt in den beiden unterschiedlichen Diktaturen des 20. Jahrhunderts in Deutschland – aber auch an den Sieg der Demokratie in der Friedlichen Revolution 1989/90.

Während der NS-Zeit gehörte das Haus zu den zentralen Orten politischer und rassischer Verfolgung in Potsdam. Sowohl die hier ansässigen Gerichtsabteilungen als auch das Gefängnis waren in das NS-Unrechtssystem als Instrumente der Terror-Justiz eingebunden. 
Von 1945 bis 1952 nutzte der sowjetische Geheimdienst das Anwesen als zentrales Untersuchungsgefängnis im Land Brandenburg. Tausende wurden hier unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert und gefoltert. Auf Grundlage erpresster Geständnisse verhängten sowjetische Militärtribunale über eine Vielzahl von Gefangenen langjährige Haftstrafen und nicht wenige Todesurteile.
1952 übernahm die Stasi das Untersuchungsgefängnis. Bis 1989 litten die Inhaftierten unter menschenrechtswidrigen Haftbedingungen und Verhörmethoden, zumeist wurden ihnen politische Delikte vorgeworfen. Das Einfordern grundlegender Rechte wie Meinungs- oder Reisefreiheit wurde als »Spionage«, »Hetze« oder »ungesetzlicher Grenzübertritt« kriminalisiert.
Die Friedliche Revolution beendete die politische Verfolgung in Potsdam. Am 5. Dezember 1989 forderten Mitglieder des Neuen Forums Zugang zum Haftort Lindenstraße. Die neugegründeten demokratischen Parteien und Bewegungen nutzten fortan das Gebäude für ihre politische Arbeit, insbesondere zur Vorbereitung der Volkskammerwahlen. Aus einem Haus des Terrors wurde ein Haus der Demokratie.

Die Veranstaltungsreihe informiert über Schicksale politischer Verfolgung im 20. Jahrhundert, über die beiden unterschiedlichen Diktaturen in Deutschland und die Überwindung der SED-Diktatur 1989/90. 

Flyer der gesamten Reihe "Menschen unter Diktaturen" 2016 (pdf)

Termine der Reihe 2016:
 

Mittwoch, 30. November 2016 | 19 Uhr

Vortrag und Diskussion:
Psychosoziale Folgen von Haft und Verfolgungsmaßnahmen


Vortrag: Prof. Dr. Jörg Frömmer (Facharzt für Psychatrie, Universität Marburg)
Podium: Prof. Dr. Jörg Frommer und Carla Ottmann
Moderation: Dr. Marie Anne Subklew (LAkD Potsdam)

Viele derer, die in der DDR unter politischen Repressionen gelitten haben, tragen bis heute an den Spätfolgen des damals erlebten Unrechts. Die Betroffenen waren in der Regel verschiedenen Zersetzungsmaßnahmen ausgesetzt, wie z. B. Bespitzelung, Rufschädigung, Verbreitung von Gerüchten, Wohnungsdurchsuchungen oder wurden inhaftiert. Oftmals folgten weitere Verfolgungsmaßnahmen nach der Haft durch Aufenthaltsbeschränkungen und berufliche Diskriminierung. Nicht selten sind auch die Angehörigen der Betroffenen und die nachfolgende Generation durch die traumatisch geprägte familiäre Kommunikation mitbelastet. Neben der politischen und juristischen gewinnt die psychosoziale Aufarbeitung als ein Aspekt der DDR-Vergangenheit zunehmend an Bedeutung. Damit befassen sich Vortrag und die anschließende Podiumsdiskussion.

Prof. Dr. Jörg Frommer, ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie für Psychiatrie, Psychoanalytiker und Lehranalytiker (DPG, IPV). Er ist Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Carla Ottmann, geboren 1946 in Berlin, Theaterwissenschaftlerin, wurde 1978 vom Ministerium für Staatssicherheit wegen Fluchthilfe und Ausreisebegehren verhaftet und zu 2,5 Jahren Haft verurteilt. Sie wurde nach 19 Monaten aus dem Frauengefängnis Hoheneck entlassen. 1981 konnte Frau Ottmann nach Berlin-West zu ihren Eltern ausreisen.

Dr. Marie Anne Subklew ist stellvertretende Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur im Land Brandenburg (LAkD).

Einladungsflyer (pdf)

Donnerstag, 03. November 2016 | 19 Uhr

Vortrag und Diskussion:
»Menschenraub« 

Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das MfS

Vortrag: Dr. Susanne Muhle (Gedenkstätte Berliner Mauer)
Podium:Dr. Susanne Muhle, Werne Bork
Moderation: Rainer Podratz (LAkD)

"Wieder Menschenraub!" - Diese Schlagzeile tauchte in den 1950er Jahren immer wieder in der westlichen Presse auf. Etwa 400 Menschen verschwanden in dieser Zeit aus West-Berlin oder der Bundesrepublik, nachdem sie brutal überfallen, betäubt oder durch perfide Täuschungen nach Ost-Berlin gelockt wurden. Drahtzieher war oft das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. 
Die Historikerin Susanne Muhle spricht über die Methoden und Funktion der Entführungspraxis der Stasi, ihre Opfer und die Entführer. In ihrer 2015 erschienenen Dissertation „Auftrag: Menschenraub. Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR“ untersuchte sie umfangreich diese Praktiken. Werner Bork sollte im Mai 1953 vom MfS entführt werden, doch er konnte seine Entführer der Polizei übergeben. Er wird im Anschluss an den Vortrag seine Geschichte erzählen. 

Susanne Muhle, Dr. phil., Historikerin, geboren 1980 in Lohne (Oldenburg). Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Europäischen Ethnologie und Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, danach Promotion. Wissenschaftliche Leiterin des Projekts Checkpoint Charlie. 

Werner Bork, geboren 1932, aufgewachsen in Werder (Havel), Gründer einer Widerstandsgruppe in Werder 1948, 1949 Flucht nach West-Berlin und Fortsetzung seiner Widerstandstätigkeit in Werder. Im Mai 1953 versuchte das MfS ihn in seiner Wohnung in Berlin-Zehlendorf zu entführen. 

Rainer Potratz, Historiker, Referent für Historische Forschung, Gedenkstätten und Öffentlichkeitsarbeit bei der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD). 


Einladungsflyer »Menschenraub« 
Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das MfS 
(pdf)
 

Donnerstag, 13. Oktober 2016 | 19 Uhr
Vortrag: »Von der Bühne auf die Straße« 
Theater und Friedliche Revolution in der DDR 


Referentin: Jutta Braun (ZZF Potsdam)

anschließend Podiumsgespräch mit den ehemaligen Theaterleuten 
Jutta Wachowiak und Christian Steyer
Moderation: Dr. Peter Ulrich Weiß(ZZF Ptsdam)

Einladungsflyer zur Veranstaltung am 13. Okober 2016 (pdf)

 

16. und 17. September 2016, jeweils 19 Uhr
"Krokodil im Nacken" 


Eine Dokumentar-Theateraufführung nach dem Roman von Klaus Kordon

Veranstalter: 
Stiftung Gedenkstätte Lindentraße 
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Regionalbüro Berlin Brandenburg 

Hinweise zur Teilnahme: 
Der Eintritt ist frei.

Um Anmeldung wird gebeten: 
über den zentralen Service der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit: service [at] freiheit [dot] org oder 
über die Gedenkstätte Lindenstraße: info [at] gedenkstaette-lindenstrasse [dot] de , Tel. 0331- 289 61 36 (Di-So von 10-18 Uhr)

Während eines Fluchtversuchs wird Manfred Lenz 1972 von seiner Frau Hannah und seinen Kindern getrennt und verhaftet. Wochenlang ist er seinem Stasi-Vernehmer ausgeliefert. Der sieht die DDR natürlich ganz anders als der Inhaftierte. Isoliert von anderen Häftlingen versucht Manfred Lenz die Verhöre und die Haft zu überstehen, ohne sich von quälenden Fragen und Unsicherheit zerfressen zu lassen. 
Eine Theateraufführung der Drehbühne Berlin nach dem autobiographischen Roman von Klaus Kordon mit Matthias Zeeb (Manfred Lenz), Lorenz Christian Köhler (Stasi-Vernehmer und Regie) und Nanda Ben Chaabane (Hannah Lenz und Regie).
 

17. September 2016 | 20.30 Uhr 
im Anschluss an die Theateraufführung
Diskussion "Ich glaube nur, was ich sehe?" 
Die Rolle des Films bei der Aufarbeitung von DDR-Geschichte 


Der Mensch hat ein unverwüstliches Grundvertrauen in das Sichtbare. Fotografien und Filme werden als Abbilder der Realität angesehen und prägen unser historisches Bewusstsein. Der Erfolg von Filmen wie „Das Leben der Anderen“ oder Serien wie „Weißensee“ zeigt, wie wichtig Geschichtsfernsehen für die historisch-politische Aufarbeitung der DDR-Geschichte ist. Das ist Fluch und Segen zugleich: Während Fiktionalität und Dokumentation immer mehr zu verschwimmen drohen, erreichen Film und Fernsehen viel mehr Menschen als andere Formen der Aufarbeitung. Über die Bedeutung und Rolle des Films bei der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit diskutieren:

Linda Teuteberg 
(stellv. Landesvorsitzende FDP Brandenburg, Vorstandsmitglied Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.), 
Ruth Reinecke 
(Schauspielerin, u.a. in der Serie „Weißensee“) und
Dr. Claus Löser 
(Regisseur und Filmhistoriker)
Moderation: Uta Gerlant (Historikerin und Vorstand der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße)

15. September 2016 | 19 Uhr

Vortrag:
Das Recht gegen die Partei verteidigt?

Die Geschichte eines Potsdamer Staatsanwalts im Dritten Reich

Referent: Lorenz Völker 
Kommentar: Dr. Sabine Moller
Modearation: Uta Gerlant

Einladungsflyer (pdf)

8. und 9. Juli 2016, jeweils 19 Uhr

"Die Wannsee-Konferenz"
Dokumentar-Theater-Projekt des 
HISTORIKERLABORS e.V.

Konzeption und Inszenierung:Christian Tietz
Dramaturgie: Kalliniki Fili

Einladungsflyer zur Theateraufführung (PDF)

Hier ein Bericht der von Thomas Büstrin von der Aufführung in 
den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 11.07.2016.

Donnerstag, 26. Mai 2016, 19 Uhr

"Der Reiz der Erinnerung"
Die DDR-Vergangenheit als Sujet in der Bildenden Kunst und Literatur
Diskussion fotografischer Arbeiten und literarischer Texte mit Anne Heinlein (Künstlerin, Potsdam), Julia Schoch (Schriftstellerin, Potsdam) u.a.
Einladungsflyer zur Veranstaltung am 26. Mai 2016 (pdf)

Donnerstag, 21. April 2016, 19 Uhr
Lesung mit anschließendem Konzert
Heidelore Rutz und Stephan Krawczyk
"Klopfzeichen - Mein Weg in die Freiheit"
Einladungsflyer zur Veranstaltung am 21. April 2016 (pdf)

Donnerstag, 10.03.2016, 19 Uhr
Buchpräsentation und Vortrag: "Politische Häftlinge im nationalsozialistischen Strafvollzug". Das Zuchthaus Brandenburg-Görden
Referentin: Dr. Leonore Ansorg (Berlin)
Moderation: Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt (ZZF Potsdam)
Einladungsflyer zur Buchpräsentation am 10. März 2016 (pdf)


Donnerstag, 18.02.2016, 19 Uhr
Vortrag: "Von einer Freundschaft, die es nicht gab". Das MfS und der polnische Geheimdienst
Referent: Dr. Tyttus Jaskulowski (Hannah Arendt-Institut Dresden)
Moderation: Christian Schmidt (Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft - Sasiedzi e.V., Potsdam)
Einladungsflyer zum Vortrag am 18. Februar 2016  (pdf)

Über die Veranstaltung erschien der Artikel "Ein erhebliches Misstrauen" in den Potsdamer Neuesten Nachrichten am 26. Februar 2016.


Donnerstag, 14.01.2016
Filmvorführung und Podiumsgespräch: "LINIE 41"
Einladungsflyer zur Veransatltung am 14. Januar 2016 (pdf)

Veranstaltungsort

Gedenkstätte Lindenstraße
Lindenstraße 54/55, 14467 Potsdam

Kontakt und Anmeldung

Veranstalter:
Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße und
Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD)
in Kooperation mit
Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF Potsdam)
und der Fördergemeinschaft "Lindenstraße 54"
 

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Der Eintritt ist frei.