"Gewalt" und "Stalinismus" sind zwei Synonyme, mit denen sich Jörg Baberowski in langjährigen Forschungen ausführlich auseinandergesetzt hat. In seinem Vortrag "Wege aus der Gewalt - Chruschtschow und die Entstalinisierung in der Sowjetunion" widmet er sich nun der Frage, welche Rolle die Gewalt für die Sowjetunion nach Stalin spielte: Nach dem Tode Stalins gab es für die Gefolgsleute und die Untertanen nichts als die Diktatur. Es hatte in Russland und in der Sowjetunion niemals eine Demokratie gegeben. Was nach dem Tod Stalins geschah, könnte man als Überwindung des Schreckens in der Diktatur bezeichnen. Chruschtschow und die Reformer beendeten die Gewalt, sie sprachen über die Verbrechen der Vergangenheit und rehabilitierten Hunderttausende, aber sie erhielten die Diktatur, die diese Exzesse einst ins Werk gesetzt hatte. Die historische Forschung vertrat die Auffassung, dass die Reformen Chruschtschows nicht weit genug gegangen, dass alle Chancen zur Demokratisierung des Landes vertan worden seien. In Wahrheit gab es nichts als die Diktatur und Chruschtschow hatte kein anderes Instrument als die Partei, um Veränderungen voranzutreiben. Die Entstalinisierung war ein Werk der Diktatur, die vollbrachte, wozu niemand sonst imstande gewesen wäre. Millionen waren ums Leben gekommen, selbst die Täter waren zu Opfern geworden, eine ganze Gesellschaft traumatisiert. Nur eine Ordnung, die diesen Bedingungen gerecht wurde, war imstande, die Sowjetunion zu befrieden. Man könnte auch sagen, dass sich die späte sowjetische Diktatur in eine Zustimmungsherrschaft verwandelte, in der die meisten Menschen besser leben konnten als im Stalinismus. Konsum, der Verzicht auf Gewalt und der Konsens in wichtigen Fragen des Alltagslebens verschafften der Diktatur eine Legitimation, die sie niemals zuvor besessen hatte. Sie befriedete die Gesellschaft und musste Loyalität nicht mehr länger erzwingen.
16. Januar, 19 Uhr
Vortrag von Dr. Andreas Petersen (Windisch, Schweiz)
Horst Bienek und die "Gruppe Grell". Ein Schriftsteller zwischen zwei Geheimdiensten
Moderation: Dr. Hans-Hermann Hertle (ZZF Potsdam)
27. Januar, 10-18 Uhr
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Gedenkveranstaltung der Fördergemeinschaft "Lindenstraße 54" um 12 Uhr
Öffentliche Führungen um 10 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr
13. Februar, 19 Uhr
"Wohnung, Wiese... und der Knast"
Nachbarschaftsverhältnisse im und um das ehemalige Zuchthaus Cottbus - Ein Film von Tom Reißmann und Chris Sonnabend
Vorführung und Gespräch mit den Filmemachern und Regine Rüss (Regie)
Moderation: Dr. Marie Anne Subklew (LAkD Potsdam)
10. März, 10 - 20 Uhr
Urteil "erbrank" - Vor 80 Jahren tagte das Potsdamer Erbgesundheitsgericht zum ersten Mal
Barrierefreie Angebote,
Informationsmarkt "Leben mit Behinderungen"
19 Uhr
Vortrag und Diskussion mit Götz Aly (Berlin)
Moderation: Winfried Süß (ZZF Potsdam)
3. April, 19 Uhr
"Nirgends ein Feuer mehr" Ralf-Günther Krolkiewicz
Lesung mit Prof. Ines Geipel (Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin) und Carsten Wist (Potsdam)
Moderation: Dr. Marie Anne Subklew (LAkD Potsdam)
8. Mai, 19 Uhr
Verrat im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ernst Rambow und die Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe
Vortrag von Dr. Udo Grashoff
Moderation: Priv-Doz. Dr. Thomas Schaarschmidt (ZZF Potsdam)
13. August
Gedenkveranstaltung der Fördergemeinschaft "Lindenstraße 54" und des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Potsdam für die Opfer der Mauer
Ort: NIKE 89 an der Glienicker Brücke
4. September, 19 Uhr
"Knastware für den Klassenfeind" Staatssicherheit und Häftlingsarbeit in der DDR
Vortrag von Dr. Tobias Wunschik (BStU Berlin)
Einladung (PDF)
3. Oktober, 10-20 Uhr
Tag der offenen Tür
Führungen und Lesungen und Zeitzeugengespräche
19 Uhr
"Mein Vater hat mich verraten" Das Wirken des MfS in Familien
Buchvorstellung und Lesung mit Martin Ahrends (Berlin)
Moderation: Marie Anne Subklew (LAkD Potsdam)
Lesen Sie einen Bericht über die Veranstaltung in den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 6.10.2014
"Den Nebel des Unausgesprochenen lichten"
6. November, 19 Uhr
"Im Zwiespalt zwischen Erinnerung und Forschung" - Funktionen und Entwicklung der MfS-Untersuchungshaft 1971-1989
Podiumsgespräch mit Dr. Katrin Passens (Gedenkstätte Berliner Mauer) und dem Zeitzeugen Hartmut Richter (Berlin)
Moderation: Dagmar Hovestädt (BStU Berlin)
3. Dezember, 19 Uhr
"Von der Diktatur zur Demokratie: Das Jahr 1990"
Podiumsdiskussion mit Potsdamer Vertretern der Bürgerbewegung und den neuen Parteien von 1989/90
Moderation: Dr. Peter Ulrich Weiß (HU Berlin)
Bitte, beachten Sie, dass die Veranstaltung "Von der Diktatur zur Demokratie: Das Jahr 1990" verlegt wurde vom 4. auf Mittwoch, den 3. Dezember 2014
Flyer der gesamten Reihe "Menschen unter Diktaturen" Veranstaltungsreihe 2014 (pdf)
Alle Veranstaltungen finden in der Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert (Lindenstraße 54, 14467 Potsdam).
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.