Der Zauber der Theorie – Die Geschichte der Ideen in der Neuen Linken 1945 bis heute

Bildinfo

Art der Veranstaltung
Tagung
Datum
-
Ort
Potsdam

Veranstalter: Promotionskolleg Geschichte linker Politik in Deutschland jenseits von Sozialdemokratie und Parteikommunismus der Rosa-Luxemburg-Stiftung / ZZF Potsdam / Institut für soziale Bewegungen Ruhr-Universität Bochum  
   
Die Geschichte der „Neuen Linken“ in Westeuropa und der Bundesrepublik lässt sich nicht nur als Geschichte politischer und sozialer Bewegungen, sondern auch als eine Geschichte der ihr zugrundeliegenden Theorien verstehen. Gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rangen die zwei Generationen der „56er“ und „68er“ mit der „alten Linken“ der Arbeiterbewegung in ihrer gesellschaftstheoretischen Analyse. Sie entdeckten marxistische Theorien aus der Ära vor Faschismus und Weltkrieg neu und entwickelten sie für ihre Zeit weiter. 
Nachdem in den letzten Jahren einige viel beachtete Publikationen erschienen sind, die die Historisierung von Theorie für die Zeit nach 1945 als Forschungsfeld eröffnet haben, setzt die Tagung „Der Zauber der Theorie“ die begonnenen Debatten fort. Die Tagung hat das Ziel, in einem interdisziplinären Austausch neue Perspektiven insbesondere auf die bundesdeutsche Linke zu eröffnen. Jenseits der BRD als Schwerpunkt werden punktuell Transfers aus Westeuropa, aber auch anderen Regionen wie etwa Algerien und dem „Trikont“ in den Blick genommen. Auf der Suche nach dem „Zauber der Theorie“ als Faszinosum stellen sich u.a. Fragen nach Theorie als Weltanschauung und Handlungsanleitung für die Neue Linke, nach ihrer Rolle im akademischen Diskurs und in der politischen Praxis, nach ihrer Auswirkung auf die Selbst-Verortung von Akteuren, nach Krisen und Abgrenzungsversuchen, nach dem Ort der Ästhetik in der Theorie. Eine wichtige Rolle spielen auch geschlechtergeschichtliche Reflexionen sowie die Frage nach dem Einfluss Intellektueller und Netzwerker auf die Verbreitung von Theorie.
Ausgewählte Tagungsbeiträge sollen im Rahmen eines Schwerpunktheftes der historischen Fachzeitschrift „Arbeit – Bewegung – Geschichte“ (www.arbeit-bewegung-geschichte.de) veröffentlicht werden.

Programm

Montag, 3. Juli 2017
9.30-10.00 Uhr Eröffnung und Begrüßung

10.00-11.30 Uhr Panel I: Die Neue Linke im akademischen und politischen Diskurs
Monika Boll (Düsseldorf): Zwischen skeptischer Affirmation und linker Gesellschaftskritik – Ortsbestimmungen der Soziologie Ende der 1950er Jahre
Anna Pollmann (Leipzig/Jerusalem): Günther Anders’ „Die Antiquiertheit des Menschen“ – Zur Überführung einer post-marxistischen Zeitdiagnose in die politische Praxis des frühen Kalten Krieges

12.00-13.30 Uhr Panel II: Ursprünge eines linken Biotops? Die Politikwissenschaft in West-Berlin 
David Bebnowski (ZZF Potsdam/IPB Berlin): Die Frankfurter Schule in West-Berlin: Franz L. Neumann und amerikanisch-deutsche Netzwerke
Michael Hewener (FU Berlin): Die Transformation der Demokratie – Johannes Agnoli und seine Parlamentarismuskritik

13.30-14.30 Uhr Mittagspause

14.30-16.00 Uhr Panel III: Reflexion und Realität – Praxeologische Perspektiven auf die Theorie
Benedikt Sepp (Konstanz): Theorie in der West-Berliner Studierendenbewegung 1960-1972
Katharina Kreuzpaintner (HU Berlin): Theorieproduktion zwischen Virtuosität und Fleißarbeit. Zu Klaus Theweleits „Männerphantasien“

16.30-18.00 Uhr Panel IV: Die Linke in der Krise – Theorien in der Debatte
Anina Falasca (FU Berlin): „Spaßige Spontis“ und „fröhliche Freaks“. Zur theoretischen Neuorientierung der Neuen Linken um 1978
Jana König (Berlin): Die Bedeutung von Theorie in Zeiten linker Krisen. Die (west-)deutsche Linke im Kontext von „Deutschem Herbst“ und „Wiedervereinigung“
Philipp Kufferath (DSHS Köln/Berlin): Selbstverortung und Distinktion. Theoriedebatten innerhalb der SPD 1965-1980

18.00-19.00 Uhr Abendessen

Dienstag, 4. Juli 2017
10.00-11.30 Uhr Panel V: Kommunikationsmedien: Zeitschriften der Neuen Linken als Plattformen und Katalysatoren theoretischer Reflexion
Moritz Neuffer (ZfL Berlin): Theorie-Journalismus. Die Zeitschrift „alternative“ im Kontext intellektueller Publizistik (1958-1982)
Kristof Niese (Bonn): Vademekum oder „Ideen-Bombe“ für die Protestbewegung? Transnationale Theorie-Impulse für die Neue Linke durch das „Kursbuch“ 1965-1975
Felix Kollritsch (ISB Bochum): Das Konzept der Neuen Linken im SDS –Traditionslinien, Kontinuitäten und Brüche im Spiegel der Zeitschriften „Unser Standpunkt“, „links“ und „neue kritik“.

12.00-13.30 Uhr Panel VI: Herkunft und Aufbruch: Theorie und praktische Entfesselung
Onur Erdur (HU Berlin): Theorie in der Postkolonie – Algerien, die Neue Linke und die kolonialen Wurzeln des Poststrukturalismus
Robert Wolff (Frankfurt a.M.): Das Konzept Stadtguerilla: „Entzauberung“ kommunistischer Ideen, Theorien und Konzepte

13.30-14.00 Uhr Abschlussstatements

14.00 Uhr Gemeinsames Mittagessen und Schluss


Veranstaltungs-Nachlese

Tagungsbericht vom 18. Juli 2017 von Jule Ehms (pdf)

 

Veranstaltungsort

Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 9d
Großer Seminarraum
14467 Potsdam

Kontakt und Anmeldung

Anmeldung bis zum 21.06.2017 an:

Kontakt
David Bebnowski
E-Mail: bebnowski [at] zzf-potsdam [dot] de

http://isb.rub.de/forschung/graduiertenkollegs/parteikommunismus.html.de