Alltagsgeschichte des kommunistischen Regimes: Deutsch-Russische Perspektiven auf den späten Sozialismus

Bildinfo

Art der Veranstaltung
Workshop
Datum
-
Ort
Moskau

Die Alltagsgeschichte bietet einen privilegierten Zugang zur Lebenswelt in der kommunistischen Diktatur. Seit dem Ende der DDR und der kommunistischen Regime in Ostmitteleuropa haben alltagshistorische Studien unser Verständnis kommunistischer Herrschaft stark bereichert. Ihr historisch-anthropologischer Blick erlaubt es uns, das Verhältnis zwischen Akteuren, Milieus und der Staatsmacht auf lokaler Ebene zu untersuchen und so die Grenzen parteistaatlicher Gestaltungsmacht ebenso zu vermessen wie die Handlungsspielräume einzelner Akteure oder sozialer Gruppen. Die Zumutungen der Herrschaft stehen somit ebenso wie der Eigen-Sinn der Bevölkerung im Zentrum der Forschung.

Für die Geschichte der DDR und Ostmitteleuropas hat sich die Übernahme und methodische Erweiterung der alltagsgeschichtlichen Konzepte von Alf Lüdtke als produktiv erwiesen. Seit den 1990er Jahren hat sich vor allem in Deutschland eine eigene Forschungsrichtung etabliert, die entscheidende Anstöße und zentrale Beiträge zur historischen Diktaturforschung geliefert hat. Ihre Bedeutung für die gesellschaftliche Aufarbeitung der Diktatur ist mittlerweile unbestritten. Die methodischen Prämissen und der empirische Ertrag einer Alltagsgeschichte der kommunistischen Diktatur, wie er sich in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft in Deutschland und Russland zeigt, soll bei dem Workshop in Moskau präsentiert und diskutiert werden.
Ziel des Workshops soll es sein, Methoden und Ergebnisse einer Alltagsgeschichte der Diktatur auf breiter Basis darzustellen und bestehende Ansätze sowie entsprechende Desiderate für die sowjetische Geschichte zu besprechen. Dazu werden Wissenschaftler angefragt, die – jeweils auf unterschiedliche Weise – sich dem alltagshistorischen Paradigma verpflichtet fühlen und es für eigene Untersuchungen gewählt haben. Dabei wurden von ihnen so unterschiedliche Felder wie Arbeit, Überwachung und Repression, Migration und Alterität, physische Gewalt, Heimat oder Geschlecht untersucht.
Anliegen des Workshops ist es, einen Austausch von exponierten Vertretern der alltagshistorischen Forschung mit russischen Kolleginnen und Kollegen zu erreichen und eine entsprechende Vernetzung zu fördern. Im Nachgang zur Tagung ist eine russischsprachige Veröffentlichung der Tagungsbeiträge vorgesehen.

Programm bei H-Soz-u-Kult

Veranstaltungsort

Moskau, Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte (RGASPI)

Kontakt und Anmeldung

Veranstalter: Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte (RGASPI), Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF Potsdam), Friedrich-Ebert-Stiftung Moskau (FES Moskau), Deutsches Historisches Institut Moskau (DHI Moskau)

Kontakt:
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Stephanie Karmann
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
karmann [at] zzf-pdm [dot] de