Stefan Seefelder hat seine Dissertationsschrift „Postkolonialer Partner? Die deutsch-togoischen Beziehungen 1960-1993“ am 23. Juli 2024 erfolgreich an der Universität Potsdam verteidigt. Die Gutachter waren die Professoren Frank Bösch (ZZF/Universität Potsdam) und Rüdiger Graf (ZZF/Humboldt-Universität zu Berlin).
Anhand von drei Fallstudien, bei denen es sich um Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und Togo handelte, spürte Seefelder den jeweiligen Interessenskonstellationen, Motiven und Zielen der bundesdeutschen und togoischen Akteure nach. Deutlich wurde dabei, dass die Ausgestaltung der Beziehungen nicht der klassischen postkolonialen Beziehungsdynamik von Metropole und Peripherie folgte, sondern die agency der togoischen Regierung häufig und deutlich in den Vordergrund trat. Die sicherheitspolitische Komponente der Entwicklungspolitik, die sich aus der Hallstein-Doktrin ergab, spielte für die untersuchten Projekte nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen betonten die bundesdeutschen Akteure den wirtschaftlichen Nutzen und folgten dabei dem modernisierungstheoretischen Primat des Ökonomischen vor dem Politischen.
Nach der Ratifizierung des Grundlagenvertrags und der Ölkrise 1973 wandelten sich die deutsch-togoischen Beziehungen grundlegend. Die bislang stark bilateral ausgerichteten Beziehungen wurden durch die Implementierung eines entwicklungspolitischen Multilateralismus abgelöst, der vom Aufstieg supranationaler Institutionen, wie dem IWF und der Weltbank, gekennzeichnet war. Mit dem Ende der Sowjetunion verlor Togo schnell an außenpolitischer Bedeutung, so dass die Beziehungen 1993 aufgrund der eklatanten Menschenrechtsverletzungen der togoischen Regierung bis 2005 gänzlich eingestellt wurden.
Stefan Seefelder war seit 2018 assoziierter Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung II: Wissen - Wirtschaft – Politik. Sein Projekt wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert.