Dritte Veranstaltung des Berlin-Brandenburger Colloquiums für Umweltgeschichte (BBC) im Sommersemester 2025, das zu vier Terminen von Mai bis Juli einlädt.
Veranstalter: Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Montag, 07. Juli 2025 | 18-20 Uhr
Zum Vortrag
Maria Schubert (Bochum): Die Religionsvergessenheit der Umweltgeschichte – Potentiale eines Forschungsfeldes am Beispiel katholischer Jugendverbände der 1970er und 1980er Jahre in der BRD
Sucht man in den gängigen umwelthistorischen deutschsprachigen Darstellungen nach der Rolle von Religion oder religiös motivierten Umweltaktivisten in der Geschichte der deutschen Umweltpolitik und Bewegung spielt dieses Phänomen – mit Ausnahmen – nur randständig eine Rolle. Dieser Befund ist sicherlich der immer noch hohen Prägekraft der Säkularisierungsthese in der Geschichtswissenschaft geschuldet, die der bundesrepublikanischen Geschichte eine generell abnehmende Bedeutung von Kirche und Religion zugrunde legt. Wenngleich dieser Befund nicht grundsätzlich von der Hand zu weisen ist, verdeckt er jedoch die wichtige Rolle von religiös motivierten Akteuren und Politikern und von religiös aufgeladenen Semantiken und Praktiken, die Umwelthandeln in Politik und Gesellschaft der 1970er und 1980er Jahre prägte. Für die Kirchengeschichte der Bundesrepublik gilt es wiederum eine gewisse „Umweltvergessenheit“ zu postulieren. Heute gehört „Bewahrung der Schöpfung“ beinahe wie das Amen in die Kirche, doch kirchenhistorisch ist dieses Phänomen erst in der Aufarbeitung begriffen. Die Inkorporation von Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Wertekanon christlicher Ethik ist eine relativ junge Entwicklung, die sich erst seit den 1970er Jahren breitenwirksam nachweisen lässt. Die Vernetzung von Kirchen-, Religions- und Umweltgeschichte birgt ein hohes Potential neue Erkenntnisse über die umweltpolitischen Dynamiken innerhalb der bundesrepublikanischen Gesellschaft zu Tage zu fördern und sollte daher eine größere Rolle in zukünftiger Forschung spielen. Beispielhaft für das Potential dieses Forschungsfeldes werden Beispiele aus umweltpolitischen Aktivitäten katholischer Jugendverbände der 1970er und 1980er Jahre mit ersten Ergebnissen vorgestellt.
Kurzbiographie:
Maria Schubert ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum in der Katholischen Kirchengeschichte im Rahmen des DFG-Projekts: „Katholischsein in den 1970er und 1980er Jahren: Mit den Grünen oder gegen die Grünen?“. Nach einem Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Tübingen und an der University of North Carolina, Greensboro, promovierte sie an der Eberhard-Karls-Universität zum Thema „„We Shall Overcome.“ Die DDR und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung“. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Deutsch-deutsche Zeitgeschichte (Schwerpunkt Umwelt- und Religionsgeschichte), DDR-Geschichte sowie die Geschichte der USA, Schwerpunkte: Afroamerikanische Geschichte und Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Astrid M. Kirchhof
astrid [dot] m [dot] kirchhof [at] hu-berlin [dot] de (astrid[dot]m[dot]kirchhof[at]hu-berlin[dot]de)
Jan-Henrik Meyer
meyer [at] zzf-potsdam [dot] de (meyer[at]zzf-potsdam[dot]de)