Im 20. Jahrhundert wandelten sich sowohl die Formen des Tagebuchs als auch die Praktiken des Tagebuchschreibens fundamental. Die allgemeine Alphabetisierung, wirtschaftliche Veränderungen, neue Vorstellungen vom Tagebuch in Wissenschaft und Öffentlichkeit und nicht zuletzt der erste Weltkrieg trugen dazu bei, dass im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert immer mehr Menschen begannen, ein Tagebuch zu führen. Durch diese soziale Verbreitung des Tagebuchs trat eine Vielzahl neuer Tagebuchformen neben das bürgerliche Tagebuch des 19. Jahrhunderts. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts setzten sich die Zunahme und Pluralisierung des Tagebuchschreibens fort und reflektierten dabei allgemeinere gesellschaftliche und politische Entwicklungen. Die Beiträge des Sammelbands folgen den Veränderungen des Tagebuchs durch das gesamte 20. Jahrhundert: Von der Entstehung neuer Tagebuchformen und Schreibpraktiken um die Jahrhundertwende über seine politische Funktionalisierung in Nationalsozialismus und DDR bis hin zu seiner Pädagogisierung wie auch Historisierung mit der Entstehung von Tagebucharchiven im ausgehenden 20. Jahrhundert. Auf diese Weise vermessen sie zugleich die Bedeutung und Interpretationsspielräume des Tagebuchs als zeithistorische Quelle.
Selbstreflexionen und Weltdeutungen
Tagebücher in der Geschichte und der Geschichtsschreibung
Bildinfo
Jahr
2015
Band
10
Ort
Göttingen
Verlag
Wallstein
Seiten
315
ISBN
978-3-8353-1715-4
Hier kann die Publikation bestellt werden