Vorhersagen und Kontrollieren. Verhaltenswissen und Verhaltenspolitik seit der Mitte des 20. Jahrhunderts

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Illustration dokumentiert aus: Robert M. Yerkes. Chimpanzees. A Laboratory Colony, New Haven 1945, S. 173.

Forschungsprojekt

Seit einigen Jahren versprechen auf nationaler wie internationaler Ebene zunehmend Regierungsberater „behavioral insights“ zur politischen Regulierung bereitzustellen. Dabei beanspruchen sie qualitativ neue Regierungstechniken zu entwerfen, die unter anderem auf Ergebnisse der Behavioral Economics zurückzugreifen. Nach ersten Anfängen in den 1950er Jahren expandieren letztere vor allem seit den 1980er Jahren innerhalb der akademischen Wirtschaftswissenschaften. Behavioral regulation, so die Ausgangshypothese des Projekts, unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Regierungsinstrumenten wie Gesetzen, ökonomischen Anreizen und Aufklärungsmaßnahmen, weil sie keine rationalen, sich selbst transparenten Subjekte mit klar geordneten Präferenzen voraussetzt. Allerdings sind diese Verhaltenstechniken jedoch keineswegs so neu, wie oft behauptet. Das Projekt untersucht vielmehr die transdisziplinäre Ausbildung eines spezifischen Verhaltenswissens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und fragt danach, wie sich der regulierende Zugriff auf den Menschen im Paradigma des Verhaltens änderte. Im Zentrum der Untersuchungen zu Verhaltensökonomie, Kommunikationsverhalten, Verhaltenstherapie, Konsum- und Verkehrsverhalten stehen dabei Fragen nach dem Verhältnis von normativen Verhaltensregeln und „natürlichen“ Verhaltensprinzipien, der Differenz zwischen Handlungs- und Verhaltensbeschreibungen sowie den jeweiligen Verständnissen von Subjektivität und Rationalität.

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Rüdiger Graf

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Email: graf [at] zzf-potsdam.de
Telefon: 0331/74510-129

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